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Leichter zu zukunftssicheren SAP Erweiterungen

Timo Rüb

23. August 2023

portrait of a happy young businessman working at his office desk

Wie die SAP Application Extension Methodology Entwickler*innen unterstützt

Standard-Lösung von der Stange oder lieber doch ein auf die eigenen Bedürfnisse maßgeschneidertes System? Die Frage stellt sich für SAP schon lange nicht mehr. Statt „entweder…oder“ heißt es in Walldorf „sowohl…als auch“: Denn das „Keep the core clean”-Paradigma von SAP trennt kundenspezifische Erweiterungen konsequent von der Kernfunktionalität und bringt so das Beste beider Welten zusammen. Einerseits werden Modifikationen und Erweiterungen im Kern vermieden. Das reduziert das Risiko von Problemen, die durch diese Änderungen bei klassischen Upgrade-, Update- oder Migrationsprojekten auftreten können. Andererseits können Unternehmen wettbewerbsdifferenzierende Anpassungen und Neuerungen agil und bedarfsgerecht umsetzen.

Orientierung in der Extensibility World

Der SAP Business Technology Platform (BTP) kommt dabei eine besondere Rolle zu. Die Plattform erleichtert nicht nur die Integration von Anwendungen, sondern bietet auch einen gut sortierten Werkzeugkasten für Entwicklung und Betrieb sogenannter „Side-by-Side“ SAP Erweiterungen. Angesichts der fortschreitenden „Cloudifizierung“ der Unternehmen werden diese künftig rasant an Bedeutung gewinnen. Vor allem für die Erweiterung von SAP Cloud-Lösungen ist die SAP BTP das Mittel der Wahl. Denn damit lassen sich lose gekoppelte, aber nahtlos integrierte Erweiterungen passgenau entwickeln und unabhängig von SAP S/4HANA Cloud Operation und Lifecycle Management betreiben. Aber auch On-Premises-Anwendungen profitieren vom Side-by-Side-Konzept: schließlich lassen sich Updates in „clean core“-Standardsystemen wesentlich leichter, schneller und somit wirtschaftlicher umsetzen.

Für die Entwicklung der Anwendungserweiterungen stellt SAP BTP zwei Programmiermodelle zur Verfügung: Das ABAP RESTful Application Programming Model (RAP) und das Cloud Application Programming Model (CAP). Beide ermöglichen die Entwicklung von Cloud-Anwendungen und stellen sämtliche dafür erforderlichen Dienste, Werkzeuge und Umgebungen bereit. Vereinfacht gesagt unterstützt RAP die klassische ABAP-Welt, ergänzt um Funktionen und Werkzeuge für Cloud-Anwendungen. CAP nutzt dagegen Java oder JavaScript und Tools aus der Open-Source-Welt. Als Environments stellt die SAP BTP Cloud Foundry, Kyma und ABAP zur Verfügung.

Die SAP BTP bietet so ziemlich alles, was das Entwicklerherz begehrt. Sich in der SAP Extensibility World zurechtzufinden, erfordert umfassende Fachexpertise. Hier ist die SAP Application Extension Methodology (SAP AEM) eine nutzbringende Unterstützung. Ihr strukturierter, technologie-agnostischer Ansatz hilft bei der Definition einer organisationsbezogenen Erweiterungsstrategie. Die Methodik unterstützt Enterprise Architects dabei, ihre Anwendungsfälle für SAP Erweiterungen zu bewerten und auf strukturierte und formalisierte Weise eine entsprechende Ziellösung zu entwickeln. Die SAP AEM bietet einen Überblick über mögliche technische Erweiterungsbausteine – und damit wertvolle Hilfe bei der Entscheidung für die zukünftige Erweiterungsarchitektur.

In drei Schritten zur perfekten Lösung für Erweiterungen

Grob gesagt besteht die SAP AEM aus drei Phasen:

1. Bewertung der Use Cases

Im ersten Schritt geht es darum, den individuellen Anwendungsfall für eine SAP Erweiterung zu bewerten. Dazu wird – basierend auf dem Geschäftskontext und den jeweiligen Anforderungen – die Grundlage des Use Case in einem definierten Bereich konkret beschrieben. Ziel ist es, den Systemkontext transparent und verständlich darzulegen. Die SAP AEM unterstützt diesen Prozess mit entsprechenden Vorlagen.

2. Bewertung der Technologie

In der zweiten Phase steht die Einführung verschiedener Begriffe und Konzepte auf dem Programm. Dazu zählen beispielsweise Extension Styles, Extension Tasks sowie Extension Domains. Sie bieten einen Überblick über verschiedene Erweiterungstechnologien, sogenannte Technical Extension Building Blocks. Zusammen mit den im ersten Schritt definierten Extension Tasks helfen die Building Blocks, die Geschäftsanforderungen in technische Anforderungen zu übersetzen.

Ein Beispiel: Nehmen wir an, ein Unternehmen möchte sein SAP S/4HANA System um eine benutzerspezifische Oberfläche erweitern. Die SAP BTP stellt dafür unterschiedliche technische Erweiterungsbausteine zur Verfügung. Diese reichen von SAPUI5 Freestyle über Low-Code/ No-Code bis hin zu Analytical User Interfaces. Welche davon die individuellen Bedürfnisse des Unternehmens am besten abdecken, lässt sich im Rahmen des Extension Technology Mappings gezielt erkunden.

3. Definition der Ziellösung

Basierend auf den Gesamtanforderungen und der technologischen Zuordnung können die Technical Building Blocks für die gewünschte Ziellösung anschließend passgenau zusammengestellt und mithilfe ergänzender Tools und Ressourcen weiter optimiert werden. Dabei bieten beispielsweise Whitepapers sowie die Missions des SAP Discovery Centers ebenfalls wertvolle Hilfen. Am Ende der dritten Phase steht die Visualisierung der gewünschten Ziel-Lösung – beispielsweise in Form eines Diagramms –, mit der sich die Implementierung gezielt vorbereiten lässt.

Die SAP AEM kann ein wichtiges Element zur Entwicklung einer unternehmensspezifischen Erweiterungsstrategie und eine Voraussetzung für den effizienten Wechsel auf SAP S/4HANA sein. Immerhin gehören bestehende Eigenentwicklungen für zahlreiche Unternehmen zu den größten Hürden bei ihrer SAP S/4HANA Transformation. Gleichzeitig bieten innovative Systemerweiterungen und individuelle Prozessvarianten die Chance, durch Differenzierung einen Vorsprung im Wettbewerb zu erzielen. Höchste Zeit also, die SAP Application Extension Methodology auf den Radar zu holen. Sie ermöglicht Unternehmen, die Vielfalt im Bereich Extensibility in den Griff zu bekommen und optimal für die Entwicklung von zukunftssicheren SAP Erweiterungen einzusetzen.

Side-by-Side Extensions mit der SAP BTP

SAP Systemerweiterungen und Prozessanpassungen sind ein Thema für Sie? In unserem Expert Talk mit Timo Rüb (valantic) und dem IT-Onlinemagazin erfahren Sie, wie und mit welchen Tools & Methoden Sie…

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