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C-Level Insights

"Erfolgreiche KI-Anwendungen priorisieren Business Impact vor Gimmicks"

Zied Bahrouni, CEO des R&D-Unternehmens Motius, kennt sich mit den Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für Unternehmen bestens aus – nicht nur in der Automotive-Industrie, wo er als Beirat des Automobilzulieferers Eberspächer fungiert. Er sieht großes Potenzial bei der Steigerung der Produktivität durch KI, um dieses zu heben sei allerdings der Fokus auf konkrete Anwendungsszenarien entscheidend. Was bei der Wahl des richtigen Use Cases wichtig ist, beschreibt Bahrouni im Interview.

Zied Bahrouni, CEO Motius GmbH

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Herr Bahrouni, welche Digitalisierungsthemen stehen derzeit im Fokus von Produktionsunternehmen?

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Ein kahlköpfiger Mann mit Bart und Schnurrbart trägt eine dunkle Jacke über einem hellen Hemd und steht in einem Gebäude vor unscharfem Hintergrund.

Zied Bahrouni

Eine Zeit lang ging es hierbei vor allem um die digitale Abbildung manueller Prozesse. Inzwischen liegt der Fokus stärker darauf, die digitalen Prozesse näher an die physische Welt zu bringen. Mit Blick auf die Produktion bedeutet es, die digitalen Prozesse in der Zentrale mit der physischen Produktionskette zusammenzuführen und beides aufeinander abzustimmen.

Ziel ist es beispielsweise, die Produktionssteuerung zu verbessern. Dafür kommt es auf Algorithmen, Sensoren, Aktuatoren und Robotik an, damit die digitale und physische Welt miteinander interagieren können. Insofern ist die Frage nicht mehr, was kann ich digitalisieren, sondern wie kann ich die physische Welt – beispielsweise die Produktion – mit neuen Technologien verbessern.

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Auf welchen Trendtechnologien wird hier in den kommenden Jahren der Fokus liegen?

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Zied Bahrouni

Das lässt sich schwer eingrenzen. Generell geht es um Technologien, die die Produktivität erhöhen oder zur Entwicklung neuer Produkte dienen. Meiner Meinung nach ist die Phase des Ausprobierens weitgehend vorbei. Für den Einsatz von Technologien muss heute ein klarer Use Case vorhanden sein.

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Sehen Sie einen solchen Use Case im Metaverse?

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Zied Bahrouni

Noch nicht, zumindest nicht in der nötigen Größe und Breite. Über diese Technologie wurde zwar viel bei Konferenzen gesprochen, aber es fehlt bislang der Use Case.

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Wie beurteilen Sie die Potenziale von Quanten Computing?

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Zied Bahrouni

Riesig, aber nicht morgen. Quantum Computing wird viele Industrien radikal ändern. Die Technologie ist aber noch nicht reif genug dafür. Das wird aber kommen.

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Welche Potenziale sehen Sie bei KI? Steigern intelligente Anwendungen die Produktivität oder ermöglichen sie die Entwicklung neuer Produkte?

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Zied Bahrouni

Großes Potenzial gibt es auf jeden Fall bei der Steigerung der Produktivität. Wenn wir von KI sprechen, geht es aktuell vor allem um Large Language Models. Der Vorteil hierbei ist, dass man in natürlicher Sprache mit den Modellen kommunizieren kann – in jeder Sprache. Beispielsweise können dann neue Beschäftigte auf dem Shopfloor bei einem produzierenden Unternehmen schneller eingearbeitet werden, da jeder die Einarbeitung durch Kommunikation mit den Modellen selber durchführen kann. Und die Sprache spielt keine Rolle. Dies reduziert die Zeit für das Onboarding.

Ein anderer Use Case, der zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die Entwicklung von Software. LLMs erstellen automatisiert Teile der Software, was einen großen Wert darstellt und die Produktivität steigert.

Mit Blick auf Produkte ermöglichen die LLMs außerdem eine neue Schnittstelle – beispielsweise in Autos – zu den Kund:innen. Sie können in natürlicher Sprache mit dem System interagieren.

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Wie lange dauert es, bis sich KI-Anwendungen amortisieren?

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Zied Bahrouni

Insbesondere bei der Implementierung von LLM-Technologien, die auf der Applikationsseite relativ simpel sind, stellt sich der ROI in der Regel schneller ein als bei anderen Technologien. Und sie sind im Vergleich auch weniger teuer.

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Welche Faktoren sind entscheidend für den Erfolg von KI-Anwendungen?

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Zied Bahrouni

Ein zentraler Erfolgsfaktor bei KI-Projekten ist der Transfer von der Technologie zu spezifischen Use Cases. Die Herausforderung besteht in vielen Unternehmen darin, dass die Abteilungen mit Fokus auf die Technologie – etwa der Forschungs- oder Innovationsbereich – oftmals etwas abgeschottet von den Business-Abteilungen arbeiten. Hier zeigt sich, dass es teilweise strukturelle und methodische Aspekte sind, die die Erfolgschancen eines KI-Projektes deutlich erhöhen, und nicht zwingend die Technologie selbst.

KI-Projekte sollten nicht zu klein angesetzt werden. Die Benefits sollten so groß sein, dass sie im gesamten Unternehmen wahrgenommen werden können. Dadurch werden auch größere Budgets für weitere Projekte wahrscheinlich. Ein Use Case nur in einer Nische leistet dies nicht.

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Welche Rolle spielen die KI-Skills der Belegschaft?

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Zied Bahrouni

Unternehmen müssen nicht alle KI-Skills intern aufbauen. Sie brauchen allerdings eine Grundbefähigung, sodass die Unternehmen nicht vollständig von externen Partnern abhängig sind.

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Vor ein paar Jahren war der Mangel an KI-Talenten noch eine große Herausforderung für die Unternehmen. Sind sie nun bei KI-Anwendungen weniger auf die Talente angewiesen?

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Zied Bahrouni

Ja. Die Entwicklung von KI-Anwendungen auf Basis von KI-Modellen ist heute in der Regel einfacher als die klassische Softwareentwicklung. Foundational Models liefern die Grundlage, sodass die Modelle selbst nicht mehr entwickelt werden müssen, sondern nur noch die darauf aufbauenden Anwendungen. Dadurch wird auch die Gewinnung von KI-Talenten weniger zu einem Bottleneck für die erfolgreiche Implementierung in den Unternehmen.

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Vielen Dank für das Interview, Herr Bahrouni!

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Zied Bahrouni, CEO Motius GmbH

Zied Bahrouni ist CEO des Forschungs- und Entwicklungsunternehmens Motius, das seinen Kunden eine durchgängige Unterstützung von der Innovationsberatung bis zur maßgeschneiderten technischen Entwicklung bietet.

Außerdem ist Bahrouni Beiratsmitglied des Automobilzulieferers Eberspächer mit Hauptsitz in Esslingen am Neckar und rund 80 Standorten in 30 Ländern.

KI-Projekte sollten nicht zu klein angesetzt werden. Die Benefits sollten so groß sein, dass sie im gesamten Unternehmen wahrgenommen werden können. Dadurch werden auch größere Budgets für weitere Projekte wahrscheinlich. Ein Use Case nur in einer Nische leistet dies nicht.

Zied Bahrouni, CEO, Motius GmbH

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