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C-Level Insights

"KI ermöglicht es, die Grenzen zu verschieben"

Viele Prozesse in der Transport- und Logistikbranche sind bereits stark durchoptimiert, der Spielraum für zusätzliche Effizienzgewinne durch neue Technologien scheint gering. Hier könne KI zum Game Changer werden und ein neues Fundament für Innovationen schaffen, sagt Dr. Matthias Marquart, Chief Digital Officer (CDO) beim Logistikunternehmen Andreas Schmid. Die Herausforderung: Systeme und Strukturen zu überdenken, die über viele Jahre im Unternehmen gewachsen sind. Warum sich der Aufwand lohnt, erklärt er im Interview.

Dr. Matthias Marquart, CDO, Andreas Schmid Logistik AG

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Herr Marquart, welche digitalen Technologien haben in den kommenden fünf Jahren den größten Einfluss im Bereich Transport und Logistik?

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Ein Mann in einem dunklen Anzug und einem weißen Hemd lächelt vor einem schlichten weißen Hintergrund.

Dr. Matthias Marquart

Die Kerntechnologie ist natürlich KI. Aber der große Trend bei KI ist aktuell, dass man nicht mehr dogmatisch mit der Technologie umgeht, sondern anfängt, den Business Case nach vorne zu stellen – den realen Business Case und nicht einen imaginären. Damit ist die Implementierung unmittelbar wertbringend.

Um Mehrwerte mit KI zu generieren, erfordert es zum Teil, die über mehrere Jahre gewachsenen Systeme und Strukturen in den Unternehmen zu überdenken. Wird das Fundament passend gesetzt, ist KI aus meiner Sicht die Technologie mit dem größten Potenzial für die Zukunft.

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Gibt es neben KI weitere Digitalisierungstrends, die in den kommenden Jahren besonders relevant für Ihre Branche sein werden?

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Dr. Matthias Marquart

Ja, ich erhoffe mir zum Beispiel weitere Fortschritte beim Thema Vernetzung. Das große Potenzial, das hier schlummert, wird schon lange propagiert. Aber Unternehmen denken immer noch zu sehr in geschlossenen Räumen. Gerade in Deutschland ist die Bereitschaft zur Öffnung – beispielsweise das Teilen von Daten durch Vernetzung – noch nicht so groß wie etwa in den USA, sodass Kooperationspotenziale ungenutzt bleiben.

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Wie schätzen Sie die Potenziale von Technologien ein, die in den vergangenen Jahren stark gehypt wurden – etwa das Metaverse, Augmented Reality (AR), Blockchain.

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Dr. Matthias Marquart

Das Metaverse ist ein gutes Beispiel für eine Technologie, bei der der Hype bereits eingesetzt hatte, bevor es wirkliche Anwendungsfälle gab. Anders ist dies bei der Blockchain. Diese Technologie bietet beispielsweise Potenziale beim Umgang mit Produktfälschungen. Sie ist die Basis zur Nachverfolgbarkeit von Produkten in regulierten Märkten. Das Problem bei der Technologie ist, dass sie noch vielfach zu stark mit Bitcoin in Verbindung gebracht und deshalb eher gemieden wird.

Großes Potenzial sehe ich ebenfalls bei AR. Die Beschäftigten in den Lagerhäusern können so schnell identifizieren, wo die gesuchten Güter liegen, und haben dabei die Hände frei. Allerdings ist aktuell die Technologie noch nicht schnell genug bei der Verarbeitung der Informationen, sodass das Potenzial noch nicht ausgeschöpft werden kann.

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Auch KI wurde zuletzt stark gehypt. Was ist der Unterschied zu den anderen genannten Technologien, so dass hier das Potenzial größer ist?

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Dr. Matthias Marquart

Die Zugänglichkeit zu KI ist für jedermann gegeben. Man kann sogar mit der KI selbst herausfinden, wie man diese Technologie nutzt. Dadurch ist im Gegensatz zu anderen Technologien der Zugang relativ niederschwellig. Um die Mehrwerte zu erfahren, braucht es damit auch kein großes Projekt.

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Welche Mehrwerte erwarten Sie von KI-Anwendungen im Bereich Transport und Logistik?

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Dr. Matthias Marquart

In unserer Branche sind viele Prozesse und Bereiche innerhalb der Technologiegrenzen extrem durchoptimiert. Technologien, die innerhalb der Grenzen ansetzen, bringen nur begrenzt einen Mehrwert. KI ermöglicht es hingegen, die Grenzen zu verschieben und damit das Potenzial zu steigern.

Unternehmen können ihre Effizienz und Produktivität erhöhen. Mit KI können beispielsweise bei der Tourenplanung mehr und auch unstrukturiertere Informationen berücksichtigt werden, wodurch sich die Ergebnisse verbessern. Dies steigert wiederum die Kundenzufriedenheit, da konkrete Aussagen zum Liefertermin möglich sind.

Ein weiterer Mehrwert, den die Anwendung von KI selbst aufweist, ist das Thema Low Code / No Code. Insbesondere kleine Lösungen lassen sich ohne einen großen Programmierungsaufwand umsetzen. Diese Anwendungen sind darüber hinaus wiederum einfach zu bedienen.

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Welche Faktoren sind dabei entscheidend für den Erfolg?

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Dr. Matthias Marquart

Neben dem Fokus auf Business Cases ist eine gute Governance für den Erfolg von KI-Projekten sehr wichtig, damit es beispielsweise für die Entwicklung im Unternehmen klare strategische Leitlinien gibt. So lässt sich ein Wildwuchs verschiedener Anwendungen in den unterschiedlichen Bereichen verhindern.

Letztlich entscheidend für diese Faktoren sowie den Erfolg ist die Unterstützung durch die Geschäftsführung, die bei allen Entscheidungen und Veränderungen dahinterstehen sollte.

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Dr. Matthias Marquart, CDO, Andreas Schmid Logistik AG

Dr.-Ing. Matthias Marquart ist Chief Digital Officer (CDO) bei der Andreas Schmid Group, wo er das Vorstandsressort für Digitalisierung und IT verantwortet.

Mit 1.600 Mitarbeitenden betreibt der international ausgerichtet Logistikanbieter 260.000 m² Logistikfläche an über 30 Standorten in Deutschland, Tschechien, Ungarn, Rumänien und der Slowakei.

Um Mehrwerte mit KI zu generieren, erfordert es zum Teil, die über mehrere Jahre gewachsenen Systeme und Strukturen in den Unternehmen zu überdenken. Wird das Fundament passend gesetzt, ist KI aus meiner Sicht die Technologie mit dem größten Potenzial für die Zukunft.

Dr. Matthias Marquart, Chief Digital Officer, Andreas Schmid Logistik AG

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