Mit RFID zur mobilen Instandhaltung im Schienenverkehr
Modulare Revision an Triebzügen mit SAP EAM
Die SBB AG optimiert mit der „Modularen Revision“ die Instandhaltung ihrer Triebzüge. Wartung erfolgt in Stillstandszeiten, RFID und SAP verbessern Datenqualität. Ziel: weniger Stillstand, mehr Verfügbarkeit.

Über die SBB

Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) sind das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz und zählen zu Europas führenden Bahnunternehmen. Täglich nutzen über eine Million Fahrgäste ihr zuverlässiges, pünktliches und hochwertiges Angebot.
Ein besonderes Merkmal der SBB ist die nahtlose Integration aller Verkehrsträger – von Zug über Bus bis hin zu Schiff und urbanen Verkehrsmitteln.
Dank modernster Technologien und AI-gestützter Lösungen optimiert die SBB ihre Infrastruktur und Wartung, während sie sich mit nahezu 100 % erneuerbarer Energie als Vorreiterin nachhaltiger Mobilität positioniert.
Hohe Servicequalität, technologische Exzellenz und konsequente Kundenorientierung machen die SBB zum führenden Mobilitätsdienstleister der Schweiz und zu einem internationalen Benchmark.
Ausgangslage
Hohe Ausnutzung der vorhandenen Ressourcen und Kapazitäten bildet die Grundlage zur wirtschaftlichen Geschäftstätigkeit bei anlagenintensiven Unternehmen, insbesondere bei Transportunternehmen. Eine hohe Flottenverfügbarkeit schränkt den Interventionszeitraum für Instandhaltungstätigkeiten zunehmend ein und erhöht damit den Druck auf eine integrierte Planung. Im Spannungsfeld stehen die Optimierung der verschiedenen Verschleissgrenzen verbauter Komponenten und die damit verbundenen Tauschkonzepte. Verschärfende Gesetzesänderungen, wie z.B. ECM-Konformität, erhöhen zusätzlich den Druck auf betroffene Unternehmen.
Oftmals werden Verschleissgrenzen nicht ausgenutzt
Bei der klassischen Revision von Schienenfahrzeugen sind in der Regel die Drehgestelle, bzw. die darin verbauten Radsätze der Auslöser für eine Revision. In dieser Revision werden noch weitere technische Systeme des Fahrzeuges ausgetauscht und aufgearbeitet. Dabei werden die eigentlichen Verschleissgrenzen oftmals nicht ausgenutzt.
Modularisierung von Instandhaltungsarbeiten
Diesem Sachverhalt und den oben geschilderten Anforderungen begegnet die SBB AG bei der Triebzugflotte mit einer entsprechend angepassten Instandhaltungsstrategie. Hauptelement dieser Strategie ist die Modularisierung von zeitaufwendigen, präventiven Instandhaltungsarbeiten. Einfach ausgedrückt wird wie bei einem Etappenrennen die vorhandene Zeit für fällige Instandhaltungsarbeiten zwischen den Abschnitten genutzt.
357000000
Beförderte Personen p.a.
28000
Mitarbeiter:innen
3038
Streckennetz (km)
8500
Reisezüge pro Tag
Das Projekt im Überblick – Eckdaten des Projekts „Modulare Revision“
- Als Technischer Platz abgebildete Triebzüge: 204
- Als Technischer Platz abgebildete Wagenkästen: 838
- Als Equipments abgebildete Baugruppen: 6.240
- Materialien: 134
- RFID-Tags: ca. 8.000
- Projektlaufzeit: 2010 – 4. Quartal 2013
- Mobile Anwender: 272

Projekt-Partnerwahl Langjähriger Partner für SAP-gestützte Logistik- und Instandhaltungsprozesse
Zur Realisierung der nötigen IT Prozesse und Funktionen hat die SBB AG auf ihren langjährigen Partner, die valantic, zurückgegriffen. Dieses Beratungsunternehmen ist bei der SBB AG zur Realisierung und Optimierung SAP gestützter Logistik sowie Instandhaltungsprozesse im Einsatz. Mit seiner Hilfe wurde die Herausforderung gemeistert, die Anforderungen nahtlos in die vorhandene Prozesslandschaft zu integrieren.
Erhöhung der Nutzungsdauer durch individuelle und verschleissgerechte Wartung
Bestandteil der angepassten Instandhaltungsstrategie ist die Aufteilung der zeitaufwendigen Revisionen von Zügen und deren dezentrale Durchführung an verschiedenen Standorten (Serviceanlagen und Industriewerke). Für die optimale Ausnutzung von Verschleissgrenzen sind individuelle Komponenten (serialisierte Equipments) mit Zählern ausgestattet worden. Die zugehörige leistungsbezogene Wartungsplanung ist komponentenbezogen und individuell. Zur massenhaften Verwaltung von Mehrfachzählerplänen und Arbeitsplänen wird ein Wartungsplanmanager eingesetzt. Durch die Wartungsplanung werden zukünftige Wartungsarbeiten an Komponenten verschleissgerecht durchgeführt, bzw. der Verschleissvorrat optimal genutzt.
Vereinfachte Equipmentführung durch mobile Abwicklung und Einsatz von RFID-Tags
Sicherheitsrelevante und strategische Komponenten werden mithilfe des SAP Systems zur Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit als serialisierte Equipments abgebildet. Für das vereinfachte Handling der Equipments und der Durchführung der Instandhaltungsprozesse werden mobile Geräte und RFID Tags eingesetzt. Dies ermöglicht eine Erhöhung der Datenqualität im SAP System und erleichtert dem Benutzer die zeitgerechte Equipmentführung erheblich. Der Standardprozess „Tausch von Equipments“ kann so ohne komplexe Eingaben im SAP System mit wenigen Schritten systemgestützt am Objekt verbucht werden.
Funktionen im Überblick
-
1
Mobile Abwicklung
zeitnahe Erfassung im System direkt vor Ort
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2
Wartungsplanmanager
prozessgesteuerte Anwendung
-
3
Eindeutige Identifizierung der Equipments
mittels RFID-Tags und serialisierter Equipments
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4
Zählerbasierte Datenerfassung
leistungsbezogene Wartungsplanung
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5
Konfigurationsmanagement
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6
Rückverfolgbarkeit von Komponenten
-
7
Auswertungen zu Instandhaltungstätigkeiten
Der Nutzen
Erhöhung der Verfügbarkeit
Verbesserung der Datenqualität
Ausnutzung der Verschleissgrenzen
Erhöhung der Nutzungsdauer der Komponenten
Verteilung der Instandhaltungsmaßnahmen auf den natürlichen Stillstand
Reduzierung der Stillstandszeit
Optimale Ausnutzung der Ressourcen und Kapazitäten
Neuerungen
Eine der wesentlichen Neuerungen war die Einführung eines Konfigurationsmanagements zur Sicherstellung der zulässigen und vollständigen Fahrzeugstruktur. Hiermit ist es möglich, Sollstrukturverprobungen während des Einbaues und am Ende der Bearbeitung eines Auftrages vorzunehmen. Ein ampelbasierter Sollstrukturreport versetzt den Anwender in die Lage, sich jederzeit einen Soll /Ist Vergleich der Fahrzeugstrukturen anzeigen zu lassen. Für unzulässige Einbaukombinationen steht ein Korrekturprozess zur Verfügung.
Automatische Auslösung von Folgeprozessen
Folgeprozesse werden z.B. durch automatisch erstellte Meldungen beim Ein- und Ausbau von Komponenten unterstützt. Diese dienen als Grundlage für weitere Folgeprozesse, wie z.B. der Instandsetzung.

Das ist erst der Anfang Grundstein für weitere Schienenfahrzeugtypen
Die oben beschriebenen Funktionen stellen nur einen Teil der erweiterten oder neuen Funktionen dar, die mit der „Modularen Revision“ realisiert worden sind. Sie bilden die Grundlage für weitere geplante Einführungen in den nächsten Jahren.
Weitere laufende Projekte der SBB AG bauen auf die Prozesse, Funktionen und Erkenntnisse des Projektes auf. Andere Fahrzeugflotten und weitere Komponentenarten werden gemäß ihrem wirtschaftlichen Potential oder gesetzlichen Anforderungen zukünftig genauso in SAP inklusive der RFID-Tags abgebildet werden.
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