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Mehr über uns erfahren28. August 2025
Knapp zwei Monate nach Inkrafttreten des European Accessibility Acts (EAA) wird vielen Unternehmen die Tragweite und der Umfang der neuen EU-Richtlinie erst richtig bewusst. Ersten Händlern drohen rechtliche Konsequenzen. Angesichts der Komplexität des Themas und der Vielzahl an Anforderungen sehen sich Organisationen häufig überfordert. Kann KI für digitale Barrierefreiheit eine Lösung sein?
Wann KI-gestützte Tools sinnvoll sind und wie es gelingt, Online-Angebote mit KI EAA-konform zu gestalten, lesen Sie hier.
Künstliche Intelligenz (KI) ist schon heute ein vielseitiges Werkzeug für die Optimierung digitaler Erlebnisse und kann bei der Gestaltung barrierefreier Online-Angebote eine große Hilfe sein – wenn sie richtig eingesetzt und nicht als Stand-alone-Lösung verstanden wird. Denn längst nicht alle Barrierefreiheitskriterien und EAA-Anforderungen lassen sich allein durch den Einsatz von KI-Tools erfüllen, zum Beispiel wenn um die intuitive Bedienbarkeit, Nutzerfreundlichkeit und Konformität mit diversen Zielgruppenbedürfnissen geht. Dennoch kann KI bei spezifischen Aufgaben für die barrierefreie und EAA-konforme Gestaltung unterstützen, um Zeit und Kosten zu sparen.
Drei starke Anwendungsfelder, in denen KI zu einer effizienteren Umsetzung der EAA-Richtlinien beitragen kann, sind:
FAQ: Fragen & Antworten zum European Accessibility Act (EAA)
In Frankreich wurden erstmals in Europa seit Inkrafttreten des EAA rechtliche Schritte gegen vier große Einzelhändler eingeleitet. Auch in anderen EU-Ländern drohen Klagen und Abmahnungen. Welche technischen Standards Unternehmen umsetzen müssen und wann Ausnahmen gelten, beantworten wir im Factsheet.
KI-gestützte Sprachsteuerung, Chatbots und Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT tragen bereits auf unterschiedliche Weise zu einer barrierefreien Kommunikation bei und können die Interaktion mit digitalen Angeboten erleichtern, indem sie beispielsweise komplexe Inhalte verständlicher machen und wichtige Informationen zielgruppengerecht ausspielen.
Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die KI-Tools und -Anwendungen von vornherein ganzheitlich barrierefrei konzipiert sind: Nicht nur Benutzeroberflächen müssen entsprechend angepasst sein, sondern auch die dahinterliegenden Systeme und Trainingsdaten. Andersfalls können KI-basierte Lösungen das Nutzererlebnis sogar erschweren, weil sie zum Beispiel unklare Antworten geben oder nicht per Tastatur bedienbar sind.
Wenn KI-Modelle nicht auf diverse Zielgruppen trainiert sind, können sie bestimmte Bedürfnisse übersehen, Nutzergruppen ausgrenzen und bestehende Barrieren sogar verstärken. In diesem Kontext stellen sich auch ethische Fragen wie das Risiko von Diskriminierung.
Hinzu kommt, dass KI-Tools und automatisierte Systeme Fehler machen können, die das Nutzererlebnis einschränken – seien es ungenaue, falsche oder irrelevante Informationen, unpassende Formulierungen oder fehlende Zusammenhänge bei komplexen Inhalten.
Checkliste: Barrierefreie Online-Erlebnisse in B2B & B2C
Vom UX-Design über die Programmierung bis zur Content-Erstellung: Die Erfüllung der EAA-Anforderungen und mehr als 85 WCAG-Richtlinien erfordert interdisziplinäre Expertise. Unsere Checkliste dient als Leitfaden mit konkreten Tipps für die barrierefreie Umsetzung.
Accessibility-Overlays erscheinen als naheliegende Lösung, um Benutzeroberflächen für Barrierefreiheitskriterien zu optimieren. In der Praxis erweisen sie sich jedoch meist als kontraproduktiv: Denn KI-Overlays greifen nur oberflächig ein und beheben technische Probleme nicht im Ursprung. Da sie Probleme kaschieren, vermitteln sie oft eine falsche Sicherheit und führen dazu, dass grundlegende Probleme im Design und in der Struktur ungelöst bleiben. Auch das kann die Nutzererfahrung insgesamt verschlechtern.
Darüber hinaus gehen Overlays häufig an den Bedürfnissen der Nutzer:innen vorbei, da diese sich mit ihren individuellen Tools, Hilfsmitteln, Browser- und Systemeinstellungen durch das Netz bewegen.
Für die Erfüllung der EAA-Richtlinien sollten Unternehmen grundsätzlich nur KI-Tools nutzen, die sich an anerkannten Barrierefreiheitsstandards wie den WCAG und der europäischen Norm EN 301 549 orientieren. Unabhängig von der Art der Angebote müssen Organisationen sicherstellen, dass ihre KI-Tools mit unterstützenden Technologien wie Screenreadern, Sprachsteuerungen und der Tastaturnavigation kompatibel sind. Durch regelmäßige Usability-Tests können potenzielle Barrieren in der Bedienbarkeit erkannt und die Lösung kontinuierlich optimiert werden. Dabei empfehlen sich Tests mit möglichst diversen Nutzergruppen, die unterschiedliche Bedürfnisse und Fähigkeiten widerspiegeln.
Video: Erfolgsstrategien & Praxisbeispiele für digitale Barrierefreiheit
Schritt-für-Schritt-Anleitung mit technischen und rechtlichen Tipps, konkreten Beispielen und erprobten Best Practices: In unserer Webinar-Aufzeichnung teilen Accessibility- und Rechtsexpert:innen ihr Wissen für die erfolgreiche Umsetzung der Barrierefreiheitskriterien.
Spätestens seit Inkrafttreten des EAAs sehen sich viele Unternehmen in Zugzwang und machen den Fehler, nur punktuelle und kurzfristige „Ad-hoc“-Maßnahmen für digitale Barrierefreiheit umzusetzen. Diese bleiben häufig wirkungslos, weil sie keinen Raum für eine nachhaltig geplante, strukturierte Umsetzung bieten. Wer digitale Barrierefreiheit mit KI EAA-konform umsetzen will, muss sie in eine ganzheitliche, kundenzentrierte Strategie einbetten und Schritt-für-Schritt vorgehen:
Der erste Schritt sollte immer eine fundierte Bestandsaufnahme sein, etwa durch einen Accessibility-Audit. Hierbei können KI-Analyse-Tools unterstützen und die manuelle Überprüfung ergänzen, um technische Schwachstellen effizienter zu erkennen.
Auf Basis der Ergebnisse können gezielte Nachbesserungen umgesetzt werden, die sowohl die Programmierung umfassen als auch das UX-Design und die Gestaltung aller dargestellten Inhalte.
Zur Verankerung der Accessibiliy-Kriterien in der Organisation müssen Teams sämtlicher Zuständigkeitsbereiche sensibilisiert und gezielt geschult werden.
Barrierefreiheit ist ein fortlaufender Prozess, bei dem KI-gestützte Analysetools die Überprüfung und Weiterentwicklung effizienter gestalten können. Menschliche Expertise und nutzerzentrierte Tests bleiben notwendig, um sicherzustellen, dass die umgesetzten Maßnahmen tatsächlich wirken.
Mit der rasanten Weiterentwicklung werden KI-Technologien immer besser darin, digitale Barrieren zu erkennen, automatisierte Lösungen bereitzustellen und Inhalte sowie Benutzeroberflächen an individuelle Bedürfnisse anzupassen. Fortschrittliche Sprachmodelle und Voice User Interfaces, die KI-gestützte Bilderkennung und Videoanalysen dürften zunehmend zuverlässigere Ergebnisse liefern – auch für komplexere Aufgaben wie Echtzeit-Gebärdensprach-Dolmetscher.
Was im Bereich KI und digitale Barrierefreiheit immer bedacht werden sollte: Künstliche Intelligenz ist kein Allheilmittel und kann nicht alle EAA-Anforderungen abdecken. Handfeste Vorteile bringt die Technologie erst in Kombination mit menschlichem Know-how und einem umfassenden Verständnis für die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer. Entscheidend bleibt dabei, dass KI-Modelle gezielt trainiert werden: Nur wenn die Tools für diverse Zielgruppen optimiert sind und von Anfang unterschiedliche Fähigkeiten berücksichtigen, hat KI langfristig das Potenzial, zu einer inklusiveren digitalen Welt beizutragen.
Alexandra Gurtner
UX Designer / UX Researcher
valantic
Als CX Consultant mit Schwerpunkt auf User Experience und Accessibility gestaltet Alexandra nutzerzentrierte und barrierefreie Produkte. Ihr Fokus liegt darauf, die individuellen Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer mit Unternehmenszielen in Einklang zu bringen und entlang aller Touchpoints der Customer Journey nahtlos zu integrieren. Ihr Ziel dabei: ganzheitliche, inklusive Lösungen, die begeistern und nachhaltigen Mehrwert schaffen.
Suchen Sie noch die richtigen Hebel, um die EAA-Vorgaben zu erfüllen und mit barrierefreien Online-Erlebnisse zu überzeugen?
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