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Organisation ist alles: Woran Composable-Commerce-Projekte scheitern

Bild von oben: sechs Kolleg*innen, die ein weißes Plakat mit Post-Its für eine Präsentation vorbereiten.

Composability verspricht die Lösung für viele Herausforderungen der E-Commerce- und Digitalbranche zu sein. Wer eine MACH-Architektur anstrebt und mit dem Konzept von Composable Commerce erfolgreich sein möchte, braucht jedoch mehr als einen modularen Tech-Stack. In unserer Serie beleuchten Expert*innen die Potenziale und oft übersehenen Hürden von Composable-Commerce-Projekten aus Business-, User- und Technologie-Perspektive.

Hier geht es zu Teil 1: Vom Buzzword zur Business Strategie

In der zweiten Ausgabe erfahren Sie, woran Unternehmen auf dem Weg zum Composable Business scheitern und warum klassische Digitalagenturen keine zufriedenstellenden Lösungen anbieten.

Warum beschäftigen sich Unternehmen mit Composable Commerce?

Unternehmen, die eine MACH-Architektur anstreben und sich damit composable aufstellen möchten, verbindet in der Regel eine Gemeinsamkeit: Sie sind mit der alten Welt ihres Online-Business unzufrieden. Die Schwerfälligkeit monolithischer Legacy-Systeme führt zu ineffizienten Prozessen, erschwert Innovationen und steht sowohl der technischen als auch geschäftlichen Weiterentwicklung im Weg.

Die Ursachen dieser Situation und Unzufriedenheit sind vielschichtig:

Historisch gewachsene Architektur

E-Commerce startet häufig als Nebenprojekt, aus dem mit den Jahren eine unübersichtliche Systemlandschaft wächst. Durch die zunehmende Komplexität der Architektur sowie Zu- und Abgänge im Unternehmen fehlt der Gesamtüberblick.

Fehlende Strategie

Gerade am Anfang werden neue Anforderungen umgesetzt, ohne sie weiter- und vor allem zu Ende zu denken. Das bestehende System wird an einzelnen Stellen immer wieder angepasst, wobei keine ganzheitliche Strategie mit klarer Zielsetzung verfolgt wird.

Falsche Priorisierung von Anforderungen

Anforderungen werden aus unterschiedlichen Hierarchieebenen eingekippt und oft nicht sinnvoll priorisiert. Weil höhere Positionen im Unternehmen ihre Ideen meist schneller voranbringen können, wird nur das umgesetzt, was gerade die „lauteste Stimme“ hat.

Abhängigkeiten innerhalb der Teams

Starke Abhängigkeiten innerhalb der Teams bremsen nachhaltige Entwicklungen und Innovationen aus: Eine Hand wartet auf die Zuarbeit der anderen. Von der Idee bis zum Deployment des Features dauert es so oft sehr lange.

Unklare Aufgabenverteilung

Unklare Rollen und Aufgabenprofile im Developement Cycle erschweren die Koordination und reibungslose Abläufe. Durch mangelnde Abstimmung laufen Dev-Teams bei der Implementierung neuer Funktionen und Tools immer wieder in Sackgassen. So ist es auch kaum möglich, eine langfristige Strategie abseits des Tagesgeschäfts auszuarbeiten.

Zeitintensive Maintenance

Updates, neue Funktionen und kleine Anpassungen in unterschiedlichen Bereichen bringen immer wieder neue Baustellen mit sich, die Auswirkungen auf angrenzende Systeme haben. Aufwändige Wartungs- und Maintenance-Aufgaben kosten Zeit, können temporäre Ausfälle mit sich bringen und gehen zulasten der Performance.

Kein Rahmen für Tests

„Einfach mal ausprobieren“ ist mit einer starren monolithischen Architektur nahezu unmöglich. Die Konzeption, Entwicklung und das Testing neuer Services und Features bekommen hier schnell den Charakter eines eigenen Projekts. Allzu häufig bleibt es dann lediglich bei der Idee, um teils schwer zu kalkulierende Aufwände zu vermeiden.

MACH’s composable – aber ganzheitlich gedacht

Für diese operativen und strategischen Herausforderungen scheint Composable Commerce auf MACH-Basis (Microservices, APIs, Cloud-native, Headless) eine Universallösung zu bieten: Ein modularer Tech-Stack fungiert als Enabler, um kontinuierlich nutzenstiftende Services entlang digitaler Kontaktpunkte zu schaffen, und verspricht dabei ein Höchstmaß an Flexibilität, Geschwindigkeit und Effizienz.

Bei der Umsetzung laufen jedoch viele Unternehmen in die Falle, die gewonnene Anpassungsfähigkeit an einer entscheidenden Stelle nicht mitzudenken: das Team, das die flexible Systemlandschaft bedienen, gestalten und voranbringen wird.

Um über den Weg einer MACH-Architektur mehr Geschwindigkeit zu gewinnen, messbare Effizienzeffekte zu erzielen und insgesamt agiler zu werden, müssen nicht zuletzt auch die Organisation und internen Prozesse angepasst werden – angefangen bei der strategischen Planung digitaler Initiativen, der Entwicklung und QA, dem Release- und Rollout Management bis hin zur Vermarktung, Analyse und Controlling.

Doch wie gelingt es, die eigene Organisation composable-ready aufzustellen?

Vom composable Tech-Stack zum composable Team

Hinter Composable Commerce steht ein Konzept der gesamtunternehmerischen Anpassungsfähigkeit – und somit eine völlig neue Art des Arbeitens und Denkens. Folgende Voraussetzungen sollten dabei geschaffen werden:

1) End-to-End-Herangehensweise
Ebenso wie die neuen Systeme muss auch die organisatorische Neuaufstellung End-to-End gedacht werden – von der Zielsetzung bis zur Erfolgsmessung und dem Controlling. Durch diesen End-to-End-Ansatz werden schon in der strategischen Planung die Weichen gestellt, um neue Anforderungen immer wieder zu challengen. Gleichzeitig gilt es, die Zusammenarbeit zwischen technischen und fachlichen Expert*innen zu fördern.

2) Kontinuierliches Lernen und Verbessern

Da eine MACH-Architektur auf dem Grundgedanken der kontinuierlichen Verbesserung und Anpassung basiert, sollte auch eine entsprechende Kultur gefördert werden. Nur durch kontinuierliches Lernen und Verbessern gelingt es, mit den sich ständig ändernden Anforderungen des Marktes und der Technologie Schritt zu halten und Innovationen voranzutreiben.

3) Dedizierte, interdisziplinäre Teams

Statt eines großen, unbeweglichen Entwicklerteams agieren in einer MACH-orientierten Organisation kleinere, cross-funktionale Teams. Sie arbeiten möglichst unabhängig voneinander, aber unter stetiger Berücksichtigung gesamtarchitektonischer Guidelines. Dabei können zum Beispiel Domain-Driven Design-Prinzipien angewendet werden, um die Struktur und Organisation von Services in einer MACH-Architektur zu definieren. Durch die klaren Kontexte und Modelle können Teams effektiver arbeiten und Interaktionen zwischen den Services besser verstehen.

Diese Struktur bedeutet auch, sich von der Idee zu lösen, dass jeder für alles zuständig ist. Indem klare Verantwortlichkeiten für einzelne Themenbereiche zugeordnet werden, können die Teams ihre Produktbausteine deutlich fokussierter voranbringen und weiterentwickeln. Die Organisation wird zum Enabler für Geschwindigkeit und Ownership.

4) Übergreifende Orchestrierung und agile Prozesse

Eine zielführende Koordinierung aller Projekte der einzelnen Teams gelingt nicht ohne eine zentrale Steuerung. Eine übergreifende Orchestrierung der einzelnen Fachteams über ein agiles Programmmanagement ist obligatorisch, um selbst bei größeren, übergreifend wirkenden Anforderungen mit Projektcharakter reibungslose Prozesse sicherzustellen. Verbindende Schlüsselpositionen behalten den Gesamtüberblick und treffen auf Basis von Daten businessorientierte Entscheidungen.

5) Change Management und Tech-Enablement

Nicht zuletzt ist ein effektives Change Management erforderlich, um Mitarbeitende zu unterstützen, ein tiefes technisches Verständnis für die gewählten Technologien und Architekturprinzipien aufzubauen und sich an neue Prozesse und Tools anzupassen. Dazu gehören in erster Linie zielgerichtete Schulungen der Mitarbeitenden. Auch zusätzlich eingestellte Fachkräfte können mögliche Know-how-Lücken schließen. Die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern ist empfehlenswert, um die internen Teams in einer Ramp-up Phase zu unterstützen.

Warum Composable Commerce kein Projekt für klassische Digitalagenturen ist

Wer sich nun mit dem Wunsch, eine MACH-Architektur zu implementieren, um damit ein Composable Business zu ermöglichen, an eine klassische Digitalagentur wendet, läuft Gefahr, dass die Planung und Umsetzung an der internen Organisation vorbeilaufen. Denn der Fokus der meisten Agenturen liegt auf der technischen Basis in Form von austauschbaren System- und Software-Bausteinen. Es fehlt allerdings an Expertise und Erfahrung für die vorausschauende Gestaltung von Businessprozessen, der Planung von Kompetenzen und dem Aufbau agiler, interdisziplinärer Teams.

Damit Ihr Composable-Commerce-Projekt langfristig erfolgreich ist, benötigen Sie die richtigen Partner für die Prozessoptimierung und die Etablierung einer composable-fähigen Organisation.

Foto von einer Gruppe, die in einem verglasten Raum ein Meeting abhalten.

Wie valantic auf dem Weg zur Composable-Organisation unterstützt

  • Wir bewerten den Status Quo Ihrer Organisation, evaluieren aktuelle Verantwortlichkeiten sowie Prozesse entlang der Wertschöpfungskette und skizzieren Ihre Zielorganisation.
  • Wir unterstützen bei der Ressourcen-Planung und dem schrittweisen Aufbau von Kapazitäten mit Fokus auf die Verwirklichung Ihrer Ziele.
  • Wir definieren neuralgische Rollen und ordnen Aufgaben anhand von Industrie Best Practices zu, um dedizierte Verantwortlichkeiten zu schaffen.
  • Wir konkretisieren und definieren typische Arbeitspakete je Aufgabe und schätzen Arbeitsaufwände.
  • Wir stärken die fachübergreifende Zusammenarbeit, um unterschiedliche Geschwindigkeiten innerhalb Ihrer Organisation zu verhindern.

Sind Sie bereit, Ihre Organisation composable-ready aufzustellen und das Potenzial einer flexiblen MACH-Architektur zu nutzen? Dann lassen Sie uns miteinander sprechen!

Philipp Hoberg

Ihr Kontakt zu uns

Dr. Philipp Hoberg
Head of Digital Business Consulting
valantic CEC Deutschland GmbH
+49 157 80698214

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