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Hohe Dynamik im IT-Dienstleistungsmarkt

Lünendonk analysiert den deutschen IT-Dienstleistungsmarkt seit über 35 Jahren und veröffentlicht jährlich die Lünendonk®-Listen, ein Ranking der umsatzstärksten Dienstleister in unterschiedlichen Segmenten des IT-Dienstleistungsmarktes. Neben den Listen werden in der Lünendonk®-Studie „Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland“ zahlreiche weitere Analysen zu Marktentwicklungen und ­Prognosen publiziert. Die wichtigsten Entwicklungen und wie speziell valantic dort einzuordnen ist, zeigen wir im Folgenden auf.

29. Juni 2022

Tobias Ganowski

6 Min. Lesezeit

Cutout of a businessman giving a presentation in a boardroom | From Strategy to Digital Enabler

IT-Dienstleister gehen von Markt- bzw. Umsatzwachstum aus – allerdings stagniert die Wachstumsrate

Während sich IT-Dienstleister 2020 mit einem durchschnittlichen Plus von 4,7 Prozent bereits sehr gut in der Corona-Krise geschlagen haben, verlief das Jahr 2021 mit einem durchschnittlichen Umsatzplus von 13,1 Prozent sogar nochmals deutlich positiver. Das Segment IT-Beratung und Systemintegration, in das Lünendonk auch valantic einordnet, ist sogar mit rund 16,0 Prozent so stark gewachsen wie seit 2007 nicht mehr. Auch die Markt- und Umsatzprognosen für die nächsten Jahre sind wieder optimistischer.

Für das Jahr 2022 gehen die IT-Dienstleister von einer durchschnittlichen Umsatzsteigerung von 12,9 Prozent aus, für die Jahre 2023 bzw. 2024–2026 werden zwar weitere Umsatzzuwächse erwartet, diese bleiben aber mit 12,6 bzw. 13,2 Prozent in etwa auf dem Niveau von 2021–2022. Wichtige Einflussfaktoren für eine etwas abflachende Wachstumskurve sind vor allem der nach wie vor anhaltende IT-Fachkräftemangel sowie globale Lieferkettenstörungen. Ebenso wirken sich die Inflation, Zinserhöhungen und der Russland-Ukraine-Krieg auf die Umsatzerwartungen aus. Da die erhobenen Daten aus dem Frühjahr 2022 stammen, könnten die Umsatzprognosen zum jetzigen Zeitpunkt sogar noch etwas geringer ausfallen.

Lünendonk Grafik: Hohe Dynamik im IT-Dienstleistungsmarkt
Umsatzentwicklung; n = 76; Umsatzprognosen, n = 62; Quelle: Lünendonk®-Studie 2022 „Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland“

Allerdings zeigt die Lünendonk-Analyse auch, dass Unternehmen wie auch öffentliche Verwaltungen enorme Investitionen in die Digitalisierung, die Modernisierung der IT und in den Aufbau neuer Geschäftsmodelle planen. Besonders stark investieren Fachbereiche und CIOs in Bereichen wie Cloud-Transformation, IT-Modernisierung, IT Security und in Themen rund um die Digitalisierung der Kundenschnittstellen und Prozesseffizienz. Ebenso spielt Data Analytics eine wichtige Rolle, wobei es hier vor allem darum geht, die organisatorischen, prozessualen und kulturellen Voraussetzungen für eine datengetriebene Organisation zu schaffen, um auf der Basis von Künstlicher Intelligenz beispielsweise komplette Prozessketten automatisiert steuern oder auf der Basis von Daten Kunden personalisiert ansprechen zu können.

Lünendonk Grafik: Hohe Dynamik im IT-Dienstleistungsmarkt
Frage: In welche Themen investiert Ihr Unternehmen in den kommenden zwei Jahren? Skala von –2 = „gar nicht“ bis +2 = „sehr stark“; alle Teilnehmer; Häufigkeitsverteilung; n = 140; (Künstliche Intelligenz/Machine Learning; n = 84; Supply-Chain-Management-Tools; n = 56; Entwicklung von Embedded Software; n = 51; [I]IoT/Digital Factory/Connectivity; n = 58); Quelle: Lünendonk®-Studie 2022 „Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland“

IT-Dienstleister gleichen fehlende Personalkapazität und Engpässe aus

In Anbetracht der Vielzahl von Themenstellungen, der hohen Komplexität und des gleichzeitigen Mangels an internen Digital- und IT-Kompetenzen setzen Unternehmen und Organisationen in den letzten Jahren verstärkt auf den Einsatz von IT-Dienstleistern und werden die Zusammenarbeit in Zukunft weiter ausbauen. Allerdings konnten die IT-Dienstleister 2021 laut Lünendonk 15,3 Prozent der Projektanfragen nicht bedienen. Als häufigster Grund hierfür wurden fehlende Fachkräfte zur Projektumsetzung gemeldet.

Als Folge des Fachkräftemangels versuchen nun immer mehr Unternehmen, sich die knapper werdenden Digital- und IT-Ressourcen zu sichern. In der Folge setzen 49 Prozent der Unternehmen in Zukunft stärker auf strategische Dienstleistungspartner. Gleichzeitig stellt Lünendonk fest, dass immer mehr komplette Work Packages an IT-Dienstleister vergeben werden – vor allem rund um Themen wie Softwareentwicklung und den Betrieb von (hybriden) Cloud-Landschaften in Form von Managed Services. Im Bereich der Softwareentwicklung gewinnt Cloud-native stark an Bedeutung, aber auch Managed Services, um die den Softwarelösungen zugrunde liegende Cloud-native-IT-Infrastruktur, die oft in den Clouds der Hyperscaler betrieben wird, zu managen.

Lünendonk Grafik: Hohe Dynamik im IT-Dienstleistungsmarkt
Frage: Wie reagiert Ihr Unternehmen auf den Mangel an Digital- und IT-Fachleuten? Alle Teilnehmer; Häufigkeitsverteilung; n = 134; Quelle: Lünendonk®-Studie 2022 „Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland“

Als strategischer Dienstleistungspartner müssen IT-Dienstleister aus Kundensicht laut der Lünendonk®-Studie 2021 „Der Markt für Digital Experience Services in Deutschland“ vor allem eine hohe Branchen- und Zielgruppenkompetenz sowie breite und tiefe IT-Expertise aufweisen. Zusätzlich müssen sie eine hohe Kompetenz in kundenzentrierten Herangehensweisen vorweisen und in der Lage sein, End-to-End-Projekte eigenverantwortlich umzusetzen.

Damit der Mangel an IT-Fachleuten langfristig ausgeglichen werden kann, empfindet es der Großteil der Unternehmen als sinnvoll, mehr Informatikstudierende an den Hochschulen auszubilden. Dabei wird ein duales Studium, das Theorie und Praxis verbindet, als beliebteste Studienform gesehen. Aber auch reine Bachelor- und Masterstudiengänge werden mehrheitlich als sinnvoll erachtet, um Menschen in Informatik auszubilden. Als favorisierte Studiengänge und Ausbildungsschwerpunkte wurden dabei vor allem IT-Security-Management, IT-Architektur und IT-Projektmanagement genannt.

Diversity als Treiber der Mitarbeiterzufriedenheit

Im War for Talents spielt neben der Einstellung neuer Beschäftigter auch das Halten des bestehenden Fachpersonals eine große Rolle. Laut der Lünendonk®-Studie stieg die durchschnittliche Mitarbeiterfluktuation der Unternehmen im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr geringfügig von 11,0 auf 11,3 Prozent. Um Planstellen zu besetzen und Fachkräfte zu binden, müssen eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit und ein positives Employer Branding gleichermaßen gewährleistet werden. Beides erfordert enorme Anstrengungen und Investitionen in Themen wie Arbeitsplatzumgebungen, Incentivierungen, attraktive Vergütungsmodelle und vor allem in eine moderne Unternehmenskultur, die Nachhaltigkeit, Diversity und Innovationen fördert.

In diesem Kontext ist vor allem auch das Thema Diversity in den Unternehmen ein Treiber, um einerseits die Unternehmenskultur zu verbessern und andererseits neue Fachkräfte zu gewinnen. Gerade in Bezug auf den Frauenanteil in den Unternehmen besteht häufig noch ein großer Nachholbedarf. Laut der genannten Lünendonk®-Studie arbeiteten im Jahr 2021 im Durchschnitt lediglich 28,1 Prozent Frauen in den befragten IT-Dienstleistungsunternehmen. Dabei betrug der Frauenanteil unter den Consultants in den Unternehmen durchschnittlich 22,4 Prozent und jener in Führungspositionen war mit 16,5 Prozent noch geringer. Hier besteht bei vielen IT-Dienstleistern also noch Nachholbedarf, wobei es aber auch an der Bildungspolitik liegt, die Digitalbranche für Frauen attraktiv zu machen.

Lünendonk®-Listen 2022 im Überblick

Die erwähnten Faktoren haben auch einen Einfluss auf die Unternehmensentwicklung und damit das Ranking der führenden IT-Beratungen. Neben der Lünendonk“-Liste „Führende IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen in Deutschland“, die Ende Mai veröffentlicht wurde, erschien im Juni auch die Lünendonk®-Liste „Führende mittelständische IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen in Deutschland“.

valantic ist in diesem Jahr wieder in beiden Lünendonk®-Listen vertreten. In der Lünendonk®-Liste „Führende IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen in Deutschland“ erreichte das Unternehmen mit einem Deutschlandumsatz von 220 Millionen Euro (2021) und mit einer Gesamtbeschäftigtenzahl von 2.025 (2021) Platz 20. Im letzten Jahr stand es noch auf Platz 25. Gleichzeitig gehört valantic zu den Top 3 der führenden mittelständischen IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen. In der entsprechenden Lünendonk®-Liste belegt valantic in diesem Jahr mit einem Gesamtumsatz von 260 Millionen Euro den zweiten Platz, 2021 rangierte es noch auf Platz 6. Aufgrund der Überschreitung der 500-Millionen-Euro-Umsatzgrenze, die für die Teilnahme unterschritten sein muss, könnte Materna im kommenden Jahr aus dem Ranking fallen, sodass valantic die größte mittelständische IT-Beratung in Deutschland wäre – mehr dazu aber im kommenden Sommer zur Veröffentlichung der Lünendonk®-Listen 2023.

Verfasst von

Porträt von Tobias Ganowski, IT-Analyst und Junior Consultant beim Marktforschungs- und Analystenhaus Lünendonk & Hossenfelder

Tobias Ganowski

IT-Analyst und Junior Consultant bei Lünendonk & Hossenfelder

Tobias Ganowski ist IT-Analyst und Junior Consultant beim Marktforschungs- und Analystenhaus Lünendonk & Hossenfelder. Er untersucht die Märkte für IT-Beratung, IT-Services, IT-Sourcing-Beratung, Customer Experience Services und Engineering Services. Thematisch beschäftigt er sich unter anderem mit den Themen Customer Experience Management, Cloud Sourcing, Künstliche Intelligenz, IIoT, Softwareentwicklung, Agilität und digitale Transformation.