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Bilanz: Digitalisierung stärkt Nachhaltigkeit

Die Umweltbilanz der Digitalisierung stimmt optimistisch: IT kann dabei helfen, Energieverbrauch und CO2-Emissionen deutlich zu senken. Dabei gibt es viel Potenzial für mehr Nachhaltigkeit.

20. Februar 2024

3 Min. Lesezeit

Der Weg zur Nachhaltigkeit - valantic

Smog ist in Deutschland ein Phänomen von gestern und im Rhein schwimmen Fische – Erfolge der Umweltpolitik der letzten Jahrzehnte. Seit einiger Zeit richtet sich der Blick der Umweltpolitiker stärker auf das Thema CO2-Emissionen. Hier ist auch die Informationstechnologie gefragt. Sie produziert zwar keinen Rauch und Dreck, bleibt aber trotzdem nicht ohne Folgen für die Umwelt. So hat McKinsey in einer Studie festgestellt, dass die IT-Branche in Deutschland etwa 17 Megatonnen Treibhausgase produziert. Zum Vergleich: Das sind rund 50 Prozent der Gesamtemissionen von Irland pro Jahr.

Die positiven Umweltfolgen der Digitalisierung

Dem stehen allerdings Nachhaltigkeitsgewinne durch Digitalisierung gegenüber. Diesen Zusammenhang hat eine aktuelle Metastudie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) beleuchtet. Im Auftrag des Bundesforschungsministerium hat das Institut rund 200 Studien zum Thema Nachhaltigkeitswirkung der Digitalisierung ausgewertet.

Die Studie richtet den Blick auch auf die positiven Folgen. Ein Schlüsselfaktor ist dabei der Energieverbrauch. Überall dort, wo Energieträger oder Strom genutzt werden, kann Digitalisierung den Verbrauch optimieren. Dabei gibt es zwei besonders wichtige Bereiche, in denen durch Digitalisierung eine rasche Verbrauchssenkung und in der Folge eine Verringerung der CO2-Emissionen erwartet wird: Immobilien und Verkehr.

Smarte Mess- und Steuerungstechnik und eine darauf aufbauende Gebäudeautomation senken den Energieverbrauch bei Heizung und Beleuchtung. Digitale Verkehrssteuerung sorgt dafür, dass Straßen effizienter genutzt werden und der Energieverbrauch von Fahrzeugen sinkt.

Starke Effekte erst in der Zukunft

Besonders starke Effekte entstehen aber erst in Zukunft. Durch Elektromobilität verschmelzen die Sektoren Energie und Mobilität miteinander. Das digital gesteuerte Auf- und Entladen von Elektrofahrzeugen bringt die Nachfrage und das Angebot von Strom ins Gleichgewicht und senkt die Emissionen. Hinzu kommen die Umwelteffekte von autonomen Fahrzeugen.

Viele der Zukunftsszenarien setzen dabei auf Flotten von „Robotaxis“, die insgesamt die Zahl der Pkw und der gefahrenen Kilometer reduzieren. Dadurch sinkt der CO2-Eintrag deutlich. Faktoren wie der erhöhte Wohnwert in Städten oder die Reduktion des innerstädtischen Verkehrs auf einen Bruchteil sind hierbei noch gar nicht mit eingerechnet.

Allerdings hat auch die Digitalisierung einen eigenen CO2-Fußabdruck. Eine Faustregel für Verbraucher lautet: Eine Stunde Internet verbraucht bis zu 280 Gramm CO2. Auch die populären Sprachmodelle benötigen viele Ressourcen. So beziffern einige Studien die CO2-Emission eines GPT-Trainingsdurchlaufs auf bis zu 942 Tonnen Treibhausgase. Das entspricht dem CO2-Fußabdruck von 90 Deutschen pro Jahr.

Produktlebenszyklus beachten

Die Umweltwirkung der Digitalisierung ist also ambivalent. Hinzu kommt, dass sich positive Effekte in einem Land möglicherweise durch negative Effekte in einem anderen ausgleichen. Ein Beispiel: Die umweltintensive Hardware-Produktion findet häufig in Ländern außerhalb Europas statt. Dies führt dazu, dass die negativen und positiven Effekte in unterschiedlichen Regionen wirksam werden.

Die Studienautoren fordern, in Zukunft stärker die Verlagerung der Emissionen in den Blick zu nehmen, aber auch auf Rebound-Effekte zu achten. Diese entstehen beispielsweise in der Industrie: Digitalisierte Fertigung ist energiesparender, kann jedoch zu einer höheren Produktion führen, sodass ein Teil der Einsparungen wieder verloren geht.

Insgesamt deuten die ausgewerteten Studien jedoch darauf hin, dass die Nachhaltigkeitsbilanz der Digitalisierung positiv ausfällt. Dabei gibt es aber zwei Voraussetzungen. Die erste ist natürlich, dass die Digitalisierung überhaupt stattfindet, und zwar unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeit. Die zweite Voraussetzung: Unternehmen müssen den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte und Services optimieren, um alle Umwelt- und Klimaeffekte zu verringern. Dabei helfen digitale Technologien, wodurch klar wird: Digitalisierung stärkt die Nachhaltigkeit.