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Sustainable Transformation: 57 Prozent sagen „Ja“

Digitalisierung kann bis zu einem Drittel der CO2-Emissionen in Deutschland einsparen. Die IT spielt dabei eine wichtige Doppelrolle.

11. Dezember 2023

Tobias Ganowski

5 Min. Lesezeit

Baum wächst auf einer Computerplatine, IT und Nachhaltigkeit: ein zweischneidiges Schwert

Der Druck zur Sustainable Transformation und einer nachhaltigen Unternehmenssteuerung ist hoch. Laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) sehen 57 Prozent der Menschen in Deutschland Umwelt- und Klimaschutz als sehr wichtig an. Damit steht das Thema auf Platz 5 der wichtigsten Herausforderungen. Sowohl Unternehmen als auch die Politik müssen hierauf reagieren und Antworten liefern. Unternehmen haben dabei eine ganze Reihe von Anforderungen zu erfüllen: Lieferketten sollen transparenter und sauberer, Produkte nachhaltiger werden, außerdem stehen umfassende ESG-Reportings auf der Agenda.

Status quo und Einordnung

Nachhaltigkeit ist ein vielschichtiger und komplexer Themenbereich. Die drei wichtigsten Facetten sind Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Government (Unternehmensführung) – kurz ESG. Ein Fokus liegt dabei auf der Dekarbonisierung und Reduzierung der Erderwärmung. Die IT spielt hierbei eine Doppelrolle: Zum einen verursachen Hard- und Software einen Materialverbrauch und der Betrieb ist energieintensiv. Die Produktion und Nutzung von Computern, Smartphones und Servern war 2021 für etwa 3,7 Prozent des weltweiten Ausstoßes an Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das entspricht in etwa dem CO2-Fußabdruck der Flugindustrie.

Bis 2025 könnte sich der Anteil verdoppeln. Denn jede Internetsuche, jeder Onlinekauf und jeder Video-Stream benötigt Ressourcen. Zum anderen ermöglichen Daten und Technologien Einsparungen, Transparenz und Effizienzsteigerungen. Studien legen nahe, dass die positiven Aspekte deutlich überwiegen. In einer gemeinsamen Untersuchung von Accenture und Bitkom erwarten die Autoren, dass mit einer beschleunigten Digitalisierung bis zu einem Drittel der geplanten CO2-Reduktionen in Deutschland realisiert werden können.

IT ist Treiber für mehr Nachhaltigkeit

Diese Einschätzung bestätigen auch IT-Verantwortliche. 45 Prozent der im Rahmen der Lünendonk®-Studie 2023 „Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland“ Befragten gehen davon aus, dass die IT einen großen bis sehr großen Einfluss auf die Erfüllung von Nachhaltigkeitszielen in ihrem Unternehmen hat. Sie fördert somit zu einem erheblichen Maß die Nachhaltigkeit von Unternehmen. Ein dediziertes IT-Budget für Nachhaltigkeitsprojekte haben jedoch erst 14 Prozent der Unternehmen aufgestellt.

Lünendonk-Studie 2023 - geplante Budgets für nachhaltige IT als Grafik
Frage links: Was schätzen Sie, welchen Einfluss/Impact hat die IT auf die Erfüllung von Nachhaltigkeitszielen in Ihrem Unternehmen? (n = 113);
Frage rechts: Haben Sie in der IT ein separates Budget für die Umsetzung Ihrer Nachhaltigkeitsziele? (n= 112).

ESG-Reportingpflicht kommt

Besonders im Fokus großer Konzerne steht die anstehende ESG-Reportingpflicht. Ab 2024 sind diese Unternehmen durch die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) verpflichtet, ihre wirtschaftliche, ökologische und soziale Nachhaltigkeit transparent zu machen und die nichtfinanzielle Berichterstattung zu verstärken. In den darauf folgenden Jahren gilt auch für mittelständische Unternehmen die Reportingpflicht, wodurch etwa 50.000 Unternehmen in Europa in den nächsten Jahren von der CSRD betroffen sein werden.

Die Sammlung und Analyse unterschiedlicher Daten gewinnt daher stark an Bedeutung. 17 Prozent der IT-Verantwortlichen geben an, dass die CO2-Emissionen des gesamten Unternehmens bereits transparent seien, während sich 49 Prozent erst noch in der Planung befinden. Wenn Daten fehlen, lassen sich Ziele zur Emissionsreduktion jedoch schwer in einer Nachhaltigkeitsstrategie erfassen und die Transformation lässt sich auch nicht steuern. Unter den verbleibenden 34 Prozent finden sich überwiegend kleinere Unternehmen wieder, die von der Regulatorik (noch) nicht betroffen sind.

Heruntergebrochen auf einzelne IT-Anwendungen und die IT-Infrastruktur sind jedoch bei etwas weniger Unternehmen die CO2-Emissionen transparent, da die Erhebung komplex und herausfordernd ist. Die Regulatorik verlangt diese Detailtiefe zwar nicht, für interne Sustainability-Verantwortliche wären Daten dazu jedoch ein hilfreiches Vehikel.

Nachhaltigkeit der CO2-Emissionen, Reporting und Transparenz in der Grafik, Lünendonk-Studie
Frage: Wie ist Ihr Unternehmen bei den folgenden Themen aufgestellt?; Häufigkeitsverteilung (n = 112)

67 Prozent haben Sustainable IT oder arbeiten daran

Nicht nur Nachhaltigkeit durch die IT ist ein großes Thema, sondern auch Nachhaltigkeit in der IT. Unter dem Begriff „Sustainable IT“ eruieren Unternehmen Maßnahmen, wie die IT selbst nachhaltiger werden kann. 12 Prozent der Unternehmen haben bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie in der IT implementiert, weitere 55 Prozent arbeiten noch daran.

Nachhaltigkeit bezieht sich jedoch nicht nur auf das eigene Unternehmen, sondern auch auf vor- und nachgelagerte Prozesse, die außerhalb des eigenen Unternehmens stattfinden. So werden CO2-Emissionen in die Scopes 1, 2 und 3 unterteilt – je nachdem, wer der Verursacher ist. So erwartet die eine Hälfte der IT-Verantwortlichen, dass der größte Impact auf CO2-Emissionen – und dadurch auch Einsparpotenziale – entlang der IT-Lieferkette erzielt wird, während die andere Hälfte im Eigenbetrieb den größten Impact sieht.

Antworten auf die Frage: Hat ihre IT eine Nachhaltigkeitsstrategie? Lünendonk-Studie
Frage links: Hat Ihre IT-Abteilung eine ökologische Nachhaltigkeitsstrategie? (n = 113);
Frage rechts: Wo glauben Sie, wird Ihr Unternehmen den höchsten Impact auf CO2-Emissionen erzielen? (n= 109).

Auch bei der Auswahl von IT-Dienstleistern gewinnt Nachhaltigkeit an Bedeutung. Für 45 Prozent der Unternehmen haben Nachhaltigkeitsaspekte einen Einfluss auf die Provider-Auswahl. Nachhaltig ausgerichtete Dienstleister werden also bereits heute bevorzugt. In Zukunft wird dies voraussichtlich noch stärker der Fall sein.

IT-Dienstleister selbst berichten sogar von einer noch höheren Relevanz. Während derzeit für 69 Prozent von ihnen ökologische Nachhaltigkeitsziele wichtig zur Erfüllung von Anforderungen bei Ausschreibungen sind, sehen dies für das Jahr 2025 82 Prozent der IT-Häuser als wichtig an.

Doch nicht nur für Ausschreibungen ist Nachhaltigkeit für IT-Dienstleister wichtig. 94 Prozent von ihnen erwarten, dass Nachhaltigkeit für ihr Unternehmen zukünftig eine wichtige Rolle im Employer Branding spielen wird, da Bewerberinnen und Bewerber zunehmend darauf achten und im umkämpften Arbeitsmarkt andernfalls Talente nicht gewonnen werden können oder abspringen. 81 Prozent der Häuser geben an, dass Nachhaltigkeit in Zukunft einen Einfluss auf das zukünftige Wachstum und den Geschäftserfolg haben wird.

Wie wichtig ist Unternehmen Nachhaltigkeit beim Provider, Lünendonk-Studie
Frage links: Achten Sie bei der Provider-Auswahl auf die Einhaltung von Nachhaltigkeitszielen?; (n = 113);
Frage rechts: Welche Bedeutung haben ökologische Nachhaltigkeitsziele für Ihr Unternehmen zur Erfüllung von Anforderungen bei Ausschreibungen? (Zustimmungswerte; n = 81).

Weiterführende Lektüre:

Deutscher Nachhaltigkeitspreis: 100 Unternehmen prämiert (valantic.com)

Digitaler Produktpass macht Lebenszyklen transparent (valantic.com)

Ab 2025 Pflicht: ESG-Kennzahlen richtig erheben (valantic.com)

Nachhaltigkeitsberatung und Lieferkettengesetz (LkSG) (valantic.com)

Verfasst von

Porträt von Tobias Ganowski, IT-Analyst und Junior Consultant beim Marktforschungs- und Analystenhaus Lünendonk & Hossenfelder

Tobias Ganowski

IT-Analyst und Junior Consultant bei Lünendonk & Hossenfelder

Tobias Ganowski ist IT-Analyst und Junior Consultant beim Marktforschungs- und Analystenhaus Lünendonk & Hossenfelder. Er untersucht die Märkte für IT-Beratung, IT-Services, IT-Sourcing-Beratung, Customer Experience Services und Engineering Services. Thematisch beschäftigt er sich unter anderem mit den Themen Customer Experience Management, Cloud Sourcing, Künstliche Intelligenz, IIoT, Softwareentwicklung, Agilität und digitale Transformation.