Win-Win: Low-Code plus AI bringt bis zu 80 Prozent Zeitgewinn

Das Tandem AI und Low-Code/Node-Code birgt ein gewaltiges Effizienzpotenzial. Der Erfolg hängt jedoch von den richtigen Best Practices ab.

31. Juli 2023

Michael Kurzidim

5 Min. Lesezeit

valantic Supply Chain Excellence Day Böblingen - Mai 2023 - Aufnahme in der Motorworld

Die Technologien Low-Code und Artificial Intelligence (AI) etablieren sich immer stärker als die Performance Booster der Software-Entwicklung. Mit Bedacht eingesetzt winken, je nach Projekt und Use Case, große Effizienz- und Zeitgewinne zwischen 40 und 80 Prozent, und mehr. „Wir nutzen ChatGPT, um Code zu schreiben“, sagt Girish Mathrubootham, Gründer und CEO der Softwareschmiede Freshworks. „Unsere Software-Projekte haben im Durchschnitt zwischen acht und zehn Wochen gedauert. Mit ChatGPT erledigen wir den Job in weniger als einer Woche“, betont Girish.

Unsere Software-Projekte haben im Durchschnitt zwischen acht und zehn Wochen gedauert. Mit ChatGPT erledigen wir den Job in weniger als einer Woche.“

Girish Mathrubootham, CEO Freshworks

Ähnlich euphorisch erzählt Greg Jackson, CEO von Octopus Energy, von seinen Erfahrungen mit KI. „Künstliche Intelligenz erledigt bei uns die Arbeit hunderter Mitarbeiter. E-Mails, die von KI-Tools geschrieben wurden, kommen bei unseren Kunden besser an und erhöhen die Kundenzufriedenheit stärker als die von menschlichen Mitarbeitern verfassten Nachrichten“, hat Greg beobachtet. Der britische Energieversorger Octopus Energy versorgt Unternehmen mit grüner Energie, Gas und Wärmepumpen und unterhält auch eine Niederlassung in München.

Künstliche Intelligenz erledigt bei uns die Arbeit hunderter Mitarbeiter. E-Mails, die von KI-Tools geschrieben wurden, kommen bei unseren Kunden besser an und erhöhen die Kundenzufriedenheit stärker als die von menschlichen Mitarbeitern verfassten Nachrichten.“

Greg Jackson, CEO Octopus Energy

KI generiert deutliche Zeit- und Effizienzgewinne. In Kombination mit Low-Code/No-Code-Softwareentwicklungsplattformen potenzieren sich die Business Benefits noch einmal. Das Research-Portal Statista hat CIOs und IT-Spezialisten gefragt, welche Performance-Gewinne sich allein durch den Einsatz von Low-Code-/No-Code-Plattformen erzielen lassen. Das Ergebnis: 89 Prozent der Teilnehmer glauben, dass sich durch den Plattform-Einsatz die Effizienz in der Software-Entwicklung, verglichen mit klassischen Software-Entwicklungsmethoden, deutlich steigern lässt.

Infografik Low-Programmierung Performancegewinne nach Statista

Generative AI, so die Schlussfolgerung, verpasst den ohnehin schon sehr performanten Low-Code-/No-Code-Entwicklungsplattformen einen weiteren Performance Booster. Die Coding-Fähigkeiten generativer AI wirkten sich besonders positiv auf die Arbeit erfahrener Software-Entwicklern, die an zeitaufwändigen, längeren Projekten arbeiten und nach Möglichkeiten suchen, einfachere Programmieraufgaben schnell und effizient zu erledigen, glaubt Hyon Park, Principal Analyst bei Amalgam Insights. Hyon schätzt, dass sich dadurch der Markt für Low-Code-Plattformen in den nächsten 18 bis 24 Monaten verdoppeln wird.

Durchschnittliche Zeitgewinne durch Low-Code

Digital Now hat die Umfragen und Recherche-Ergebnisse seriöser Quellen wie PriceWaterhouseCoopers, McKinsey, Forrester und Statista ausgewertet, um die erwartbaren Zeitgewinne beim Einsatz von Low-Code und AI präzise auf einer breiten Faktengrundlage benennen zu können. Die Zeitersparnisse durch Low-Code-Plattformen schätzt Statista mit 50 Prozent am höchsten ein und stützt sich dabei auf die Ergebnisse einer von Creatio durchgeführten globalen Umfrage unter mehr als 1000 Entscheidungsträgern. (vgl. Grafik oben).

Zu konservativeren, aber immer noch beeindruckenden Ergebnissen kommt PriceWaterhouseCoopers (PwC). PwC hat eine „multitenant Enterprise Decision Support Website“ auf Grundlage der Microsoft Power Plattform aufgebaut und erreichte seit der Implementierung Kostenersparnisse von 85 Prozent und Zeitgewinne von 30 Prozent. Unter Berücksichtigung der Recherche-Ergebnisse von Red Hat Research (40%) und Forrester (30%) beziffert Digital Now die durchschnittlichen Zeitgewinne, die durch den Einsatz von Low-Code-Plattformen entstehen, auf 38 Prozent.

Durchschnittliche Zeitgewinne durch AI

Durch den Einsatz von Artificial Intelligence fallen die erreichbaren Zeitgewinne noch beeindruckender aus. Girish Mathrubootham von Freshworks (siehe Artikelanfang) erzielte sehr markante Effizienzsteigerungen von 87,5 Prozent. Natürlich hängen die erreichbaren Zeitgewinne durch den Einsatz von AI auch entscheidend von der Komplexität der Software-Projekte und der Expertise der Entwickler, also vom individuellen Software-Projekt, ab. Sie können im Einzelfall geringer, aber auch höher ausfallen. Zusammen mit den bescheideneren Einsparpotenzialen von Github (55%), McKinsey (35%) und Google (6%) ermittelt Digital Now einen durchschnittlichen Zeitgewinn von 46 Prozent, der durch den Einsatz von AI entsteht.

Zeitgewinne: Low-Code plus AI

Software-Entwickler und -Architekten, die beide Technologien Low-Code und AI im Tandem – also gemeinsam – einsetzen, können nach den Recherchen und Berechnungen von Digital Now mit Zeiteinspareffekten von bis zu 80 Prozent rechnen.

Potentielle Zeitersparnis im Entwicklungsprozess

Business Benefits: AI und Low-Code

Unternehmen, die AI in der Entwicklung von Low-Code einsetzen, realisieren neben den kalkulierten Zeitgewinnen insbesondere sechs Vorteile:

  • AI-Modelle helfen dabei, besseren Software-Code zu entwickeln. Besonders die Performance und die Genauigkeit der Programme steigen.
  • AI automatisiert sich wiederholende Routinetätigkeiten wie die Dateneingabe und das Auslesen der Daten aus Formularen. Software-Entwickler können sich anspruchsvolleren Aufgaben widmen.
  • AI hilft Low-Code-Entwicklern, Trends in umfangreichen Datenvolumina besser zu erkennen und das Geschäft wirkungsvoller zu unterstützen.
  • AI unterstützt Entwickler dabei, Workflows zu automatisieren, und reduziert den manuellen Aufwand deutlich.
  • AI hilft, schnell und effizient Software-Routinen zur Bild- und Objekterkennung zu programmieren und Chatbots aufzusetzen.
  • Mithilfe von AI optimieren Programmierer ihren Code schneller und effizienter (Refactoring). AI dokumentiert die geschriebene Software automatisiert und erhöht dadurch die Wiederverwendbarkeit. Für Entwickler entfallen lästige Routinetätigkeiten; sie sparen Zeit und Ressourcen.

Die generative AI ChatGPT von OpenAI kam im November 2022 auf den Markt und wurde schnell ein weltweiter Erfolg. Die Kombination der beiden Technologien ChatGPT/AI und Low-Code/No-Code ist aber noch weitgehend Neuland.

Best Practices: Low-Code plus AI gemeinsam einsetzen

Unternehmen, die die Effizienz- und Performance-Potenziale von AI und Low-Code im Tandem nutzen wollen, sei daher folgendes Vorgehen empfohlen:

  • Die Low-Code-Plattform ihrer Wahl sollten den Einsatz von AI unterstützen. Infrage kommen zum Beispiel die Plattformen Outsystems, Appian oder Microsoft PowerApps. Stellen Sie Vergleiche an und entscheiden Sie sich für die Plattform, die ihre Anforderungen bestmöglich erfüllt.
  • Software-Entwickler müssen sich mit den Grundlagen von AI vertraut machen, bevor sie AI in die Low-Code-Plattform ihrer Wahl integrieren. Dazu gehören Machine Learning, Computer Vision, Natural Language Processing und andere.
  • Unternehmen sollten vorab Use Cases identifizieren, bei denen AI echten Mehrwert schaffen kann: Chatbots, Predictive Analytics, Bilderkennung usw.
  • Nutzen Sie nach Möglichkeit vorkonfigurierte AI-Services, die sich leicht in ihre Low-Code-Plattform integrieren lassen.

Konsequentes Performance-Monitoring und regelmäßige User Feedbacks helfen Unternehmen dabei, den Einsatz von AI und Low-Code kontinuierlich zu verbessern.

Fazit

Software-Entscheider, die vom Duo Low-Code und AI profitieren wollen, sollten sich zunächst mit den Funktionalitäten der in Frage kommenden Low-Code-Plattformen auseinandersetzen. Zu den Plattformen, die AI unterstützen, zählen Outsystems, Appian und Microsoft PowerApps. Zum Einsatz von Conversational AI Tools wie ChatGPT in der Programmierung gehört außerdem ein Minimum an Expertise und Übung. Sind diese Anfangshürden aber erst einmal erfolgreich gemeistert, erstellen Software-Entwickler mit der Kombination Low-Code plus AI nicht nur schneller besseren Code, sondern haben auch noch mehr Spaß dabei.

Verfasst von

Autorenporträt von Michael Kurzidim, Content Marketing Manager bei valantic

Michael Kurzidim

Online-Redakteur / Content Creation Manager / Projektmanager

Michael Kurzidim hat als Redakteur, Reporter und Freelance für renommierte Zeitschriften wie c't - Magazin für Computertechnik, Computerworld, den Spiegel, Die Zeit, und die Schweizer Handelszeitung gearbeitet. Seit 2022 schreibt er für das Digital Now Magazin über Digitalisierungsthemen, die für jeden Entscheider wichtig sind.