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Wachstum der IT-Dienstleister hält auch 2023 an

Lünendonk hat in einer aktuellen Umfrage ermittelt, wie sich die Märkte für Professional Services und IT-Dienstleister entwickeln. Die Ergebnisse.

28. Februar 2023

Tobias Ganowski

5 Min. Lesezeit

Product Lifecycle Management von valantic

Im Zuge der jährlich erscheinenden Lünendonk-Studie „Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland“ ermittelt Lünendonk die Umsatzentwicklung führender IT-Dienstleister sowie Prognosen für die jeweils folgenden Jahre. 2021 haben IT-Dienstleister ihren Umsatz im Durchschnitt um 13,1 Prozent steigern können. Dienstleister, die ihren Fokus auf IT-Beratung und Systemintegration legen, konnten mit 16,1 Prozent sogar noch stärker wachsen. Zum Vergleich: In den vergangenen zehn Jahren (2012 bis 2021) lag das jährliche durchschnittliche Umsatzwachstum bei IT-Beratungen bei 10,3 Prozent. 2021 war somit ein sehr erfolgreiches Jahr – was daran liegen dürfte, dass Unternehmen infolge der Corona-Krise einen Investitionsstau bei der Digitalisierung hatten und wichtige Modernisierungsmaßnahmen ihrer IT notwendig waren.

Für 2022 prognostizierten die IT-Dienstleister ein Umsatzplus von 12,9 Prozent und für 2023 von 12,6 Prozent. Diese Daten stammen jedoch vom Frühjahr 2022 und berücksichtigen somit nicht vollständig die aktuellen konjunkturellen Herausforderungen. Aus diesem Grund führte Lünendonk Ende November und Anfang Dezember eine Blitzumfrage unter Professional-Services-Dienstleistern durch, um ein aktualisiertes Bild der Geschäftsprognosen zu erlangen. Neben IT-Beratungen und IT-Service-Unternehmen beteiligten sich auch Managementberatungen, Wirtschaftsprüfungen und Engineering-Services-Anbieter an der Befragung.

Grafik Umsatprognosen des Marktes der IT-Dienstleister von Lünendonk
Umsatzprognosen von IT-Dienstleistern
(Quellen: Lünendonk-Studie 2022 „Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland“; n = 66
und Lünendonk-Blitzumfrage 2022: Rückblick und Ausblick auf die Märkte für Professional Services; n = 24)

IT-Dienstleister: Wachstum soll 2023 etwas niedriger als 2022 ausfallen

Das Ergebnis: Das zu Beginn des Jahres geplante Wachstum kann in der Höhe nicht ganz erreicht werden. Das Niveau bleibt dennoch hoch: Für das Jahr 2022 gehen die IT-Dienstleister von einem Umsatzplus von 10,4 Prozent aus – 2,5 Prozentpunkte weniger als noch in der Prognose vom Frühjahr. Mit 9,5 Prozent fällt die Prognose für 2023 leicht geringer aus, liegt aber deutlich über den BIP-Prognosen. IT-Dienstleister profitieren somit weiterhin von den Digitalisierungsbemühungen ihrer Kunden. Laut diversen Lünendonk-Studien will die Mehrheit der Unternehmen ihr IT-Budgets für 2023 erhöhen, insbesondere für IT-Services, Softwareentwicklung, Prozessautomatisierung und die Modernisierung der IT-Systemlandschaften.

Einen hohen Beratungsbedarf haben Unternehmen zudem zur Cloud-Transformation, zu Data & Analytics und zu den Themen Nachhaltigkeit und ESG. Letzteres führt vor allem bei Managementberatungen zu einer starken Nachfrage. Diese gehen für 2023 von einem Umsatzwachstum von 12,9 Prozent aus. IT-Beratungen werden vor allem bei der Entwicklung und Implementierung entsprechender Nachhaltigkeits-Tools und zur Reduzierung der CO2-Emmissionen in der IT-Lieferkette eingesetzt.

Dabei geht es sowohl um Datensammlung und -analyse, um im ersten Schritt den Status quo von CO2-Emissionen oder Klimaeffizienz transparenter zu machen, als auch um die Nutzung digitaler Technologien, um Nachhaltigkeit zu fördern und die Klimabilanz zu verbessern. Softwareentwicklungsansätze wie Sustainability by Design, bei denen Nachhaltigkeitsaspekte von Anfang an bei der Softwareentwicklung und über den gesamten Lifecycle der Software berücksichtigt werden, gewinnen ebenfalls stark an Bedeutung.

Grafik zum IT-Dienstleistungsmarkt-Umsatzentwicklung 2022 und 2023 von Lünendonk
Frage: Wie entwickelt sich der Deutschlandumsatz Ihres Hauses? Bereinigt um Ausreißer; im Geschäftsjahr 2022: n = 89; im Geschäftsjahr 2023 (Prognose): n = 88; Quelle: Lünendonk®-Blitzumfrage 2022: Rückblick und Ausblick auf die Märkte für Professional Services

Herausforderung IT-Personalmarkt

Angespannt bleibt jedoch die Situation am IT-Personalmarkt. Die Nachfrage von Unternehmen ist höher als das Angebot zur Verfügung stehender IT- und Digitalexpertinnen und ­experten. Diese Herausforderung betrifft auch IT-Dienstleister. Zwar bieten viele von ihnen ein attraktives Arbeitsumfeld und legen einen hohen Wert auf Employer Branding, dennoch wurden laut der Lünendonk®-Studie 2022 „Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland“ 2021 durchschnittlich rund 15 Prozent der Projektanfragen von Kunden abgelehnt. Der Hauptgrund: fehlende Fachkräfte zur Umsetzung. Qualifizierte IT-Expertinnen und ­Experten haben daher quasi freie Hand bei der Wahl ihres Arbeitgebers.

So legte bereits in den vergangenen Jahren der Umsatz stets stärker zu als die Zahl der Mitarbeitenden: Während der Umsatz der IT-Dienstleister in Deutschland um durchschnittlich 13,1 Prozent stieg, wurde die Belegschaft nur um durchschnittlich 6,9 Prozent aufgestockt. Auf globaler Ebene betrug das Mitarbeiterwachstum 2021 8,3 Prozent. Für 2022 wird mit einer Zunahme von 11,0 Prozent geplant und für 2023 von 8,5 Prozent – in beiden Jahren sollen die Werte somit erneut unter dem Umsatzwachstum liegen. Ob dieses Mitarbeiterwachstum tatsächlich erreicht wird, werden die Lünendonk-Studien 2023 und 2024 zeigen.

Mitarbeiterwachstum 2022 und 2023 IT-Dienstleister von Lünendonk
Frage: Wie entwickelt sich die Zahl Ihrer Mitarbeitenden? Informationstechnologie; im Geschäftsjahr 2022: n = 25; im Geschäftsjahr 2023 (Prognose): n = 24; Quelle: Lünendonk®-Blitzumfrage 2022: Rückblick und Ausblick auf die Märkte für Professional Services

Preise und Gehälter steigen – IT-Dienstleister bleiben aber wichtige Partner

Infolge der Energiekrise und der Inflation stiegen und steigen in nahezu allen Sektoren die Kosten wie auch Preise. Diese Entwicklung machte auch vor dem IT-Dienstleistungsmarkt nicht halt. 81 Prozent der IT-Dienstleister berichten, dass sie 2022 Preiserhöhungen vorgenommen haben. Davon haben zwei Drittel die Preise im Durchschnitt zwischen 2 und 6 Prozent angehoben. Ein Grund hierfür sind auch die höheren Gehälter der Consultants: 2022 sollen sie um durchschnittlich 5,1 Prozent steigen, 2023 um 5,3 Prozent.

2023 ist sogar eine Verschärfung der Situation zu erwarten. Alle der teilnehmenden 23 IT-Dienstleister planen Preiserhöhungen. Die Mehrheit wird die Preise zwischen 4 und 8 Prozent anheben. Ein geringeres Einkaufsvolumen von IT-Leistungen von Kunden erwartet Lünendonk aber nicht, da zum einen der Business-Mehrwert von digitalen Lösungen überwiegt und infolgedessen wie anfangs erwähnt das IT-Budget steigen soll und zum anderen IT und die Digitalisierung ein wichtiger Hebel für Einsparungen und Effizienzsteigerungen wie auch für neue Umsatzströme sind.

Auch aufgrund des IT-Fachkräftemangels erwarten Anwenderunternehmen steigende Preise: Laut der Lünendonk®-Studie 2022 „Der Markt für Digital Experience Services“ erwarten 84 Prozent der Unternehmen, dass infolge des IT-Fachkräftemangels das Honorarniveau für externe Dienstleistungen steigen wird. Gleichzeitig sind Beratungen und Service Provider essenziell, weshalb 71 Prozent der Unternehmen langfristig Partnerschaften mit Dienstleistern suchen und sich dadurch deren Lieferfähigkeit sicherstellen möchten.

Verfasst von

Porträt von Tobias Ganowski, IT-Analyst und Junior Consultant beim Marktforschungs- und Analystenhaus Lünendonk & Hossenfelder

Tobias Ganowski

IT-Analyst und Junior Consultant bei Lünendonk & Hossenfelder

Tobias Ganowski ist IT-Analyst und Junior Consultant beim Marktforschungs- und Analystenhaus Lünendonk & Hossenfelder. Er untersucht die Märkte für IT-Beratung, IT-Services, IT-Sourcing-Beratung, Customer Experience Services und Engineering Services. Thematisch beschäftigt er sich unter anderem mit den Themen Customer Experience Management, Cloud Sourcing, Künstliche Intelligenz, IIoT, Softwareentwicklung, Agilität und digitale Transformation.