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AI, Machine Learning & RPA

Künstliche Intelligenz kommt in deutschen Unternehmen allmählich voran

Künstliche Intelligenz gilt in der deutschen Wirtschaft als entscheidende Zukunftstechnologie für das eigene Geschäft. Entsprechend steigt der Anteil derjenigen, die KI-Anwendungen einsetzen, jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) plant KI-Investitionen.

6. Oktober 2021

7 Min. Lesezeit

Bild eines Roboters | Conversational AI

Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von mehr als 600 Unternehmen aller Branchen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Demnach sagen mehr als zwei Drittel (69 Prozent), dass KI die wichtigste Zukunftstechnologie ist. Lediglich rund jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) glaubt dagegen, dass KI überschätzt wird und nur ein Hype ist.

Immer mehr Unternehmen sehen zudem für sich selbst Vorteile in KI. Für 62 Prozent bietet Künstliche Intelligenz Chancen für das eigene Geschäft, vor einem Jahr waren es erst 55 Prozent. Der Anteil derjenigen, die vor allem Risiken sehen, ist von 28 auf 23 Prozent zurückgegangen. Nur jedes neunte Unternehmen (11 Prozent, 2020: 14 Prozent) glaubt, dass KI keinen Einfluss auf das eigene Geschäft hat. Allerdings steigt die Zahl der Unternehmen, die KI einsetzen, nicht im gleichen Tempo. Aktuell werden KI-Anwendungen in 8 Prozent der Unternehmen genutzt, vor einem Jahr waren es 6 Prozent. Stärker gestiegen ist der Anteil der Unternehmen, die den Einsatz planen oder diskutieren, von 22 auf 30 Prozent.

Grafik von einer Bitkom-Umfrage zum Thema Künstliche Intelligenz
Die repräsentative Umfrage des Branchenverbandes Bitkom zeigt: Künstliche Intelligenz als Business-Treiber nimmt in Deutschland Fahrt auf.

Dass die KI-Nutzung in der deutschen Wirtschaft zunehmend als ein Muss und zugleich als Chance gesehen wird, ist ein gutes Zeichen. Jetzt muss es darum gehen, KI mit noch mehr Schwung in die unternehmerische Praxis zu bringen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Wer erkannt hat, wie wichtig Künstliche Intelligenz schon heute ist und insbesondere künftig sein wird, sollte jetzt investieren.“

Es fehlt an Geld, Personal und Zeit für KI

Unternehmen, die sich aktuell nicht mit Künstlicher Intelligenz beschäftigen, nennen dafür als wichtigste Gründe fehlendes Personal (49 Prozent), fehlende Zeit (47 Prozent) und fehlende finanzielle Mittel (46 Prozent). 4 von 10 Unternehmen (44 Prozent) wollen zunächst einmal abwarten, wo sich in anderen Unternehmen der KI-Einsatz als sinnvoll erweist. 40 Prozent verfügen nicht über die notwendigen Daten für den Einsatz von KI, 38 Prozent fühlen sich verunsichert durch rechtliche Unklarheiten.

Nur selten scheitert der Einsatz an fehlenden Use Cases im eigenen Unternehmen (17 Prozent) und geeigneten KI-Tools (13 Prozent) oder weil sich die Unternehmen gerade mit anderen Zukunftstechnologien beschäftigen (4 Prozent). „Keine Leute, kein Geld, keine Zeit – das dürfen keine Gründe gegen KI sein. Die zukunftsgerichtete Allokation von Ressourcen ist oberste Managementaufgabe. Künstliche Intelligenz muss in jedem Unternehmen auf die Agenda“, so Berg.

Unternehmen sehen vielfältige Vorteile durch KI

Grundsätzlich sehen die Unternehmen eine breite Palette von Vorteilen von KI, etwa durch die Optimierung von Prozessen. So erwarten 44 Prozent schnellere und präzisere Problemanalysen durch KI, 35 Prozent beschleunigte Prozesse und 30 Prozent einen geringeren Ressourcenverbrauch, wovon auch die Umwelt profitieren würde. Auch mit Blick auf die Beschäftigten bietet KI viele Vorteile. 39 Prozent rechnen mit der Vermeidung menschlicher Fehler im Arbeitsalltag, 31 Prozent erhoffen sich durch KI-Systeme Expertenwissen, das sonst nicht vorhanden wäre und 28 Prozent gehen davon aus, dass sich Mitarbeiter dank KI-Unterstützung auf wichtigere Aufgaben konzentrieren können.

Und schließlich wird KI auch vielfach das Geschäftsmodell verändern. 21 Prozent erwarten die Verbesserung von bestehenden Produkten und Dienstleistungen, 17 Prozent rechnen sogar mit völlig neuen Angeboten dank KI. Auf diesem Weg Kosten sparen will hingegen nur jedes zehnte Unternehmen (10 Prozent). „Es gibt nicht den einen Grund, Künstliche Intelligenz im Unternehmen zu nutzen. KI ist eine Basistechnologie, die eine Vielzahl neuer Möglichkeiten eröffnet“, so Berg.

KI wird bereits in zahlreichen Unternehmensbereichen eingesetzt

Am häufigsten verwenden jene Unternehmen, die bereits KI nutzen, die entsprechenden Technologien für personalisierte Werbung (71 Prozent). 64 Prozent nutzen KI zur Verbesserung interner Abläufe in der Produktion und Instandhaltung, 63 Prozent im Kundendienst, etwa bei der automatisierten Beantwortung von Anfragen. Rund jedes zweite Unternehmen setzt KI bei der Analyse des Kundenverhaltens im Vertrieb (53 Prozent) oder bereichsübergreifend bei Texten wie Berichten oder Übersetzungen (50 Prozent) ein. In der Buchhaltung nutzen 44 Prozent KI, etwa für automatisierte Buchungen, 43 Prozent setzen auf KI zur Managementunterstützung, etwa bei der Entwicklung von Strategien. KI-basierte Tools haben 39 Prozent in ihrer IT-Abteilung eingeführt, 35 Prozent in der Logistik, etwa für bessere Routenplanungen.

Vor allem kleine Unternehmen zögern mit KI-Investitionen

Zurückhaltend sind die Unternehmen mit Investitionen in Künstliche Intelligenz im laufenden Jahr. Gerade einmal 8 Prozent aller Unternehmen wollen 2021 in KI investieren, 16 Prozent haben sich das für 2022 oder die Folgejahre vorgenommen. 16 Prozent haben bereits in der Vergangenheit in KI-Technologie investiert. Aber mehr als die Hälfte (57 Prozent) hat noch kein Geld für KI ausgegeben – und hat das auch in Zukunft nicht vor.

Kleine Unternehmen sind dabei deutlich zurückhaltender als große. So wollen 2021 nur 6 Prozent der Unternehmen mit 20 bis 99 Beschäftigten in KI investieren, bei den Unternehmen mit 100 bis 499 Beschäftigten sind es 15 Prozent und bei Großunternehmen ist es mehr als jedes fünfte (23 Prozent bei Unternehmen mit 500 bis 1.999 Beschäftigen, 21 Prozent  ab 2.000 Beschäftigten). Gleichzeitig erleben wir alle, dass Unternehmen, die in der Vergangenheit bereits in ihre Digitalisierung investiert haben, besser durch die Corona-Krise gekommen sind.

Nur 3 Prozent der Unternehmen, die bereits KI nutzen oder den Einsatz planen oder diskutieren, entwickeln und programmieren eigenständig und ohne Unterstützung KI-Lösungen. Rund jedes Zweite (48 Prozent) setzt dazu auf externe Partner, die fast ausschließlich aus Deutschland (71 Prozent) und den USA (29 Prozent) kommen. 6 von 10 Unternehmen (57 Prozent) kaufen oder mieten KI-Anwendungen von externen Anbietern, die vor allem aus Deutschland (46 Prozent) und den USA (38 Prozent) stammen.

Und 12 Prozent der Unternehmen geben an, frei verfügbare KI-Anwendungen einzusetzen, etwa aus dem Open-Source-Bereich. In rund jedem dritten Fall (31 Prozent) kommt die Lösung aus Deutschland in jedem vierten (25 Prozent) aus den USA. „Auch wenn die Entwicklung der Technologien für KI stark in den USA und China vorangetrieben wird: Deutsche Anbieter spielen auf dem Markt für KI-Anwendungen eine bedeutende Rolle“, so Berg.

USA liegen im internationalen Vergleich vorne

Aktuell sagt jedes zehnte Unternehmen (10 Prozent), Deutschland ist beim Thema Künstliche Intelligenz im Vergleich der Nationen führend. Damit liegt Deutschland knapp vor China (9 Prozent), aber deutlich hinter den USA (39 Prozent). Im Jahr 2030 sehen 49 Prozent die USA vorne, 20 Prozent China und nur noch 8 Prozent Deutschland. „Wirtschaft und Politik müssen sich gemeinsam anstrengen, damit wir bei Künstlicher Intelligenz die derzeit gute Position halten und ausbauen“, sagte Berg. „Der Einsatz Künstlicher Intelligenz wird auch Kernindustrien verändern, in denen Deutschland heute noch eine weltweite Spitzenposition hat, etwa im Automobil- und Maschinenbau. Wenn wir die Säulen der deutschen Industrie stärken wollen, müssen wir auch die KI stärken.“

Künstliche Intelligenz: Wunsch nach Unterstützung und Austausch

Damit der KI-Einsatz im eigenen Unternehmen vorangebracht werden kann, wünschen sich drei Viertel (77 Prozent) mehr finanzielle Förderung von KI-Projekten. Aber neben Geld spielen vor allem Knowhow und Informationen eine bedeutende Rolle. 60 Prozent wünschen sich einen intensiveren Austausch mit Unternehmen, die bei KI bereits weiter sind, 54 Prozent fordern Hilfe bei der rechtlichen und ethischen Beurteilung des KI-Einsatzes und 48 Prozent brauchen Informationen über marktfähige KI-Lösungen. Jeweils 4 von 10 Unternehmen würden von externen Bewertungen oder Labeln für KI-Anwendungen (44 Prozent) und der Verfügbarkeit von KI-Expertinnen und -Experten auf dem Arbeitsmarkt (43 Prozent) profitieren. Jedes dritte Unternehmen (34 Prozent) fordert den Ausbau der KI-Forschungsaktivitäten, etwa an Hochschulen, und jedes vierte (27 Prozent) einen besseren Austausch mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) geht davon aus, dass Roadshows und Konferenzen zu konkreten KI-Anwendungen den Einsatz voranbringen könnten.

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 603 Unternehmen ab 20 Mitarbeitern in Deutschland von Februar bis Ende März 2021 telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ.

Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung des Branchenverbandes Bitkom