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Prozessanalysen nach VDA 6.3 als Grundlage für eine zunehmende Wertschöpfung

Working late in a small office

4 Fragen an Johannes Michel…

Johannes Michel, Consultant im Bereich Logistikmanagement bei valantic, gibt uns heute einen Einblick in die Thematik Auditierung, u. a. in der Automotive-Branche. Im Interview geht er auf die Vorteile und die Herausforderungen einer Auditierung nach dem VDA 6.3 Standard ein.

Hallo Johannes, schön dass Du Dir die Zeit nimmst, stell Dich doch bitte kurz vor!

Mein Name ist Johannes Michel, ich bin 31 Jahre alt, Vierfach-Papa und seit November 2021 bei valantic im Team Logistikmanagement tätig. Hier erarbeiten wir für unsere Kunden unterschiedliche Thematiken wie Netzwerkplanungen, komplette Logistikkonzepte, Prozessanalysen und -auditierung, aber auch vollständige Implementierungsprojekte.

Kannst Du das Thema Prozessanalyse und damit verbunden auch den Aspekt der Zertifizierung nach dem VDA 6.3 Standard näher erläutern?

Viele Menschen werden Zertifikate nur als eingerahmte Staubfänger in den diversen Eingangsbereichen der Unternehmen sehen. Dabei können sie so viel mehr sein als Wandschmuck, der gelegentlich gereinigt wird, wenn sie gelebt werden.

Der Prozessaudit nach VDA 6.3 wurde ursprünglich vom Verband der Automobilindustrie (VDA) eingeführt, und zwar für Automobilhersteller und ihre Zulieferer. Fast alle Automobilhersteller setzen mittlerweile voraus, dass ihre Zulieferer die Prozesse regelmäßig nach VDA 6.3 auditieren. Der Audit nach VDA 6.3 kann aber auch von Unternehmen anderer Branchen genutzt werden.

Dieser dritte Teil des „Qualitätsstandards der deutschen Automobilindustrie (VDA 6)“ legt u. a. fest, wie ein Prozessaudit für den Entstehungsprozess von Produkten und Dienstleistungen, die Serienproduktion sowie die Erbringung von Dienstleistungen durchgeführt werden soll.

Eine Prozessanalyse und auch Auditierung nach dem VDA 6.3 Standard kann eigenverantwortlich von Unternehmen etabliert werden, um Qualitätsniveaus innerhalb bestimmter Prozessabläufe zu überprüfen: Schwachstellen in den Unternehmensabläufen werden so aufgedeckt, Optimierungspotenziale offengelegt. So erfüllen sie nicht nur alle Kundenanforderungen, sondern dienen der internen Prozessoptimierung, können zusätzlich Kosten einsparen und die Produktqualität erhöhen.

Alles beginnt aber mit einem ersten Schritt.“

Alles beginnt aber mit einem ersten Schritt. Wenn eine Auditierung vorgenommen wird, ist der Kunde oder das zu zertifizierende Unternehmen gezwungen, sich mit den eigenen Prozessen auseinanderzusetzen und sich damit intensiver zu beschäftigen. In Zusammenarbeit mit uns können dann die verschiedenen Prozesse genauer analysiert und betrachtet werden.

Welche Vorteile haben Eure Kunden durch das standardisierte Vorgehen?

In der Automobilbranche werden jeden Tag teure und sensible Güter durch zahlreiche Transportunternehmen und Logistikdienstleister von A nach B bewegt. Umgangssprachlich werden sie gerne auch mal „Kistenschubserei“ genannt. Dabei dürfen aber die Ladungssicherheit, die vielen operativen Mitarbeitenden und nicht zuletzt auch die Einhaltung der Lieferzeiten nicht vernachlässigt werden. Ohne ein einheitliches und standardisiertes Vorgehen im Tagesgeschäft ist es den meisten Standort- oder Niederlassungsleitern nur schwer möglich, diese Prozesse stetig und kontinuierlich zu verbessern oder überhaupt zu überblicken. Genau deshalb ist es so wichtig, innerbetriebliche Prozesse und Abläufe auf ein verlässliches und standardisiertes Fundament zu stellen. Hier lehnen wir uns sehr stark an den VDA 6.3 Standard an, den wir aber mit unseren Erfahrungen und mit unserer Fachexpertise nochmals erweitert haben. Denn hier kommen drei Bereiche zusammen, die teilweise unterschiedliche Zielrichtungen verfolgen:

  1. Kostenoptimierte Abläufe aus unternehmerischer Sicht
  2. Prozesstechnische Abläufe der Mitarbeitenden aus Sicht der Arbeitssicherheit
  3. Verbindlich geregelte Transportabläufe auf einem hohen Qualitätsstandard aus Sicht der Kunden

Kannst Du uns ein paar Beispiele für die Herausforderungen in der Praxis mitgeben?

Bei vielen Niederlassungs- und Betriebsverantwortlichen hat ein Audit immer erstmal einen faden Beigeschmack, vor allem wenn der Auftraggeber damit ein externes Unternehmen für die Prozessanalyse beauftragt. Zunächst einmal hat niemand die Zeit und Lust oder vielleicht auch die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Auditor zu arbeiten. Dabei steckt so viel Potenzial in regelmäßig durchgeführten Audits. Hilfreich wäre, wenn der Auditor nicht mehr als rotstifttragender Prüfer gesehen wird, sondern als jemand, der Verbesserungspotenziale aufzeigt und auch entwickelt. Die anschließend umgesetzten Maßnahmen können zu einer steigenden Wertschöpfung des Unternehmens führen.

Dabei ist es irrelevant, welche Größe das Unternehmen aufweist. Unsere Audits und Prozessanalysen nach dem VDA 6.3 Standard sind variabel an die Unternehmensgröße anpassbar, ganz gleich, ob man von einem Großkonzern oder einem KMU beauftragt wird.

Gerade die Logistikbranche kalkuliert mit geringen Margen und diese minimieren sich nochmals in der aktuellen Zeit mit den unkalkulierbaren Energiekosten. Genau hier sind effiziente und kostenoptimierte Prozesse aber essenziell und können in vielen Bereichen sogar einen Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen bedeuten. Diese Denkweise im Unternehmen zu verankern, ist aber nicht immer ganz einfach.

Das klingt anspruchsvoll. Wie gehst Du denn bei einem Kundenprojekt konkret vor?

Jedes Unternehmen ist wie ein Individuum zu betrachten. Deshalb sind nur selten Standard-Regelwerke für spezielle Prozesse umsetzbar. Hier muss gemeinsam mit dem Kunden ein spezielles Audit von der Einzellösung (z. B. einem Standort oder einem einzelnen Prozess) bis hin zum Verbandsstandard (verschiedene Niederlassungen oder Bereiche innerhalb eines Unternehmens) erarbeitet und umgesetzt werden. So können individuelle Prüfungssysteme und Bereiche entwickelt werden, welche in ein etabliertes Qualitätsmanagement eingearbeitet werden können und so einer stetigen Überwachung unterstehen. Dies kann diverse Themenbereiche umfassen, wie z. B. soziale Verantwortung, Umgang mit hochsensiblen oder wertvollen Objekten, diverse standortspezifische Faktoren, Personaleinsatz, technische Ausstattungen bis hin zur wirtschaftlichen Sicherheitseinschätzung. All diese Bereiche sind bei jedem Unternehmen individuell zu betrachten. Selbst in einem Verband können diese Bereiche nicht an jedem Standort gleichbehandelt werden.

Und jetzt heißt es eigentlich nur noch loslegen. Mit Hilfe unseres Logistikmanagement Teams ist es jedem Unternehmen, jeder Branche möglich, die eigenen und/oder die in Auftrag gegebenen logistischen Prozesse gemeinsam zu beleuchten und Optimierungspotenziale aufzudecken. Und alles ganz unabhängig davon, ob mit einer regelmäßigen Überwachung oder im Sinne einer Reifegradbestimmung bei einer Projekteinführung.

Danke für das Interview, Johannes!

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